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Lastaufnahmesystem für Brückenüberquerung

 

10. September 2009 | Markus Lackner

Im Auftrag der LS Cargo Logistics GmbH aus Ratingen transportierte Felbermayr 16 Mühlensegmente von Magdeburg nach Hamburg. Für die Überwindung einer Eisenbahnüberführung kam die Felbermayr-Schwermontage zum Einsatz - auf Grund der mitunter mehr als 100 Tonnen schweren Komponenten war die Errichtung eines speziellen Brückenüberfahrsystems nötig. Ausgearbeitet wurde das Vorzeigeprojekt durch das Vertriebsbüro Verden.

"Anfang April haben wir mit den fünf Monate dauernden Vorbereitungen für das Projekt begonnen", sagt Karin Cordes vom Felbermayr-Standort in Verden bei Bremen. Auf Grund der umfangreichen Maßnahmen war höchste Flexibilität gefordert; darum sei, laut Cordes, bis zum Transportbeginn an der praktischen Umsetzung gefeilt worden.

Insgesamt wurden 16 Mühlensegmente mit Durchmessern und Höhen von bis zu 8,7 beziehungsweise 4,6 Metern von Magdeburg bis in den rund 300 Kilometer entfernten Nordseehafen nach Hamburg transportiert. "Die acht kleineren Segmente mit Tonnagen von bis zu 23,2 Tonnen haben wir von Magdeburg direkt, auf der Straße, transportieren können. Die restlichen mussten wegen Ihrer Abmessungen in den 16 Kilometer entfernten Elbe-Hafen in Schönbeck gefahren werden." Ursprünglich sei eine Strecke in den Elbe-Hafen Aken geprüft worden wodurch die zeit- und kostenintensive Bahnüberquerung entfallen wäre. "Doch nach Aken gab es zu viele verkehrslenkende Maßnahmen; darum wurde diese Strecke nicht genehmigt und wir mussten die Variante mit dem Brückenüberfahrsystem wählen", sagt Cordes.

Und diese Strecke hatte es in sich - trotz der nur 16 Kilometer. Und so wurde beinahe die Hälfte der Fahrzeit von einer Stunde für die Überquerung einer Bahnstrecke in Anspruch genommen. "Unsere Kollegen von der Schwerlast in Hilden haben ganze Arbeit geleistet und Unvorstellbares möglich gemacht", freut sich Cordes. Da die Brücke über die Bahnstrecke dem Gesamtgewicht der Transporte von bis zu 173 Tonnen nicht standgehalten hätte musste nach Alternativen gesucht werden. Die Errichtung eines behelfsmäßigen Schienenüberganges um die Brücke zu umgehen war nicht möglich da die dadurch notwendige Bahnsperre zu lange gedauert hätte. Also blieb nur der Weg über die Brücke. Aber wie, wenn die Brücke dem Transportgewicht nicht stand hält. "Ganz einfach, wir bauen eine Brücke über der Brücke", zeigten sich die Kollegen rund um Erich Bollenbeck von der Niederlassung Hilden siegesgewiss.

Gesagt - getan. Doch vor dem großen "Live-Event" wurde die "Fly-over-Konstruktion" noch am Firmengelände in Hilden aufgebaut und mit einer aufballastierten Transportgarnitur getestet. "Wir wollten uns nicht auf mathematische Berechnungen allein verlassen. Schließlich galt es eine Strecke von 48 Metern freitragend zu verspannen und anschließend mit einer Last von 173 Tonnen darüber zu fahren. Und wenn's so sein soll pfeift gleichzeitig noch ein ICE mit mehr als 200 Kilometern unten durch", beschreibt Cordes eindrucksvoll die Situation.

Doch positive Tests überzeugten das Felbermayr Team und so wurde Mitte August mit dem Aufbau des Brückenüberfahrsystems bei Magdeburg begonnen. Drei Tage später war alles bereit und die erste Überfahrt konnte beginnen. Ganz langsam rollte die Zugmaschine mit 150 Tonnen im Schlepptau auf die etwa 30 Zentimeter Hohe Rampe am Brückenkopf um in Kürze freitragend auf der Brücke über der Brücke zu schweben. Dabei wird das gesamte Gewicht über die Brückenköpfe in das Erdreich abgeleitet. Die Brücke braucht keinerlei Last aufnehmen. Nach etwa einer halben Stunde hat der Transport die Hälfte des Weges hinter sich. Endlich - nach weiteren 30 Minuten, verlässt die letzte der insgesamt 16 Achsen die Abfahrtsrampe und hat wieder asphaltierten Boden unter den Rädern - es ist geglückt. Drei weitere Brückensegmente folgten, dann ging es weiter in den Hafen von Schönebeck wo die Ladung unmittelbar ins Schiff umgeschlagen wurde. Anschließend fuhren die Fahrzeuge wieder zurück nach Magdeburg um die noch verbleibenden Mühlensegmente zu laden und die Brückenüberquerung wiederholte sich.

Zwei Tage später waren auch die verbleibenden Segmente in Schönebeck angekommen und auf das Binnenschiff verladen. Ein Transport auf der Elbe bis in den Hamburger Hafen folgte. Dort angekommen wurden die Segmente für ihre Reise nach Nord Brasilien verschifft wo sie für eine Erzmahlanlage benötigt werden.

Seitens Cordes ist die Freude trotz der damit verbundenen Anstrengungen groß: „Da ist auch unserem Auftraggeber der LS Cargo Logistics GmbH aus Ratingen zu danken. Ohne die fachlich kompetente Zusammenarbeit wäre ein derart reibungsloser Projektablauf nicht möglich gewesen".