Spezialtiefbau im Einsatz am Großglockner Slider

Spezialtiefbau über den Wolken

 

30. September 2025 | Moritz Glück

Um die Großglockner Hochalpenstraße langfristig vor Hangabrutsch zu schützen, führten die Spezialtiefbau-Experten von Felbermayr umfangreiche Sicherungsmaßnahmen zur Böschungsstabilisierung durch. Ein paar Meter unter der Kehre vier auf knapp 2.536 Metern Seehöhe wurden dafür insgesamt 28 sogenannte Schirmelemente installiert. Das Projekt verlangte von den Höhenarbeitern aus Lienz höchste Präzision unter extremen Bedingungen – dort, wo die Großglockner Hochalpenstraße den Himmel zu berühren scheint.

Die Edelweißspitze markiert mit 2.571 Metern den höchsten Punkt der Großglockner Hochalpenstraße und bietet einen einzigartigen Rundblick auf 37 Dreitausender. Durch Erosion und anhaltende Niederschlagswässer war der Hang im Laufe der Jahre stellenweise bereits um bis zu zwei Meter abgerutscht. Um die Sicherheit der historischen Panoramastraße dauerhaft zu gewährleisten, brachte das Team des Felbermayr Spezialtiefbaus seine langjährige Expertise ein.

Herausforderung im Hochgebirge
„Wir arbeiten hier auf über 2.500 Metern Seehöhe in felsigem Gelände bei einer Steigung von knapp 40 Grad – jeder Handgriff muss sitzen und jeder Schritt wohlüberlegt sein“, beschreibt Bauleiter Johann Bugelnig die anspruchsvollen Arbeitsbedingungen. Die Elemente zur Böschungssicherung wurden mithilfe eines Schreitbaggers im Gelände positioniert, teilweise auf unbefestigtem Gerölluntergrund. „Neben der körperlich fordernden Arbeit im hochalpinen Gelände stellte vor allem die Logistik ein zentrales Thema dar. Der Materialtransport bis hin zur Baustelle sowie das Einheben der Schirmelemente am Hang musste präzise abgestimmt und unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen umgesetzt werden“, ergänzt Bauleiter Florian Haller.

Technische Umsetzung der Böschungsstabilisierung
Die montierten Schirmelemente bestehen aus einer flexiblen Stahlkonstruktion mit einer Grundfläche von 2,00 mal 2,50 Metern. Zwei sich kreuzende Stahlträger werden über eine Zentralplatte verbunden, an der die Zentralstange montiert ist. Stahlseile spannen die Konstruktion zusätzlich ab, sodass die auftretenden Kräfte über die eingebauten Anker in den tragfähigen Untergrund abgeleitet werden. Insgesamt wurden 850 Laufmeter Injektionsanker eingebaut. Diese selbstbohrenden Hohlstabanker werden über ein Rohrsystem mit Injektionsmörtel gefüllt und sorgen für eine optimale Kraftübertragung.

Ergänzend zu den Schirmelementen errichteten die Spezialisten einen Spritzbetonbalken, welcher unterhalb einer bereits bestehenden Felssicherung positioniert wurde. „Die verstärkte Spritzbetonwand erhöht in Verbindung mit den Elementen zur Böschungssicherung die Gesamtstabilität des Hanges deutlich“, erläutert Haller. Das System bietet neben der nachhaltigen Stabilität vor allem zwei Vorteile: eine verhältnismäßig unkomplizierte Montage und geringe Anforderungen an das Hinterfüllmaterial. Das sind beides entscheidende Aspekte in schwer zugänglichem Gelände.

Durch die kompakte Bauweise können die Schirmelemente direkt vor Ort passgenau gesetzt und in kurzer Zeit montiert werden. „Trotz der extremen Gegebenheiten konnte die Böschungssicherung termingerecht abgeschlossen werden. Solche Projekte zeigen, dass wir mit Erfahrung, Teamgeist und technischem Know-how einzigartige und individuelle Lösungen schaffen, wo andere an ihre Grenzen stoßen“, fasst Bugelnig zusammen. Mit Abschluss der Arbeiten bleibt die Edelweißspitze ein topografischer und sicherer Höhepunkt der Großglockner Hochalpenstraße – und ein Beispiel dafür, wie der Felbermayr-Spezialtiefbau Präzision und Leistungsstärke bis in die höchsten Lagen bringt.

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