189 Meter Auslegerlänge für Kaminabbruch
22. August 2017 | Markus Lackner
Rund 50 Jahre thronte der Kamin des Fernheizkraftwerks Werndorf, südlich von Graz, als höchstes Gebäude der Steiermark 175 Meter hoch über dem Erdboden. Mitte August begannen die Abbrucharbeiten für den markanten Kamin. Mit seiner Beseitigung geht die Geschichte eines prägenden Bauwerks im Süden der steirischen Landeshauptstadt zu Ende und es kommt ein Raupenkran mit technischen Highlights zum Einsatz.
749 Tonnen Einsatzgewicht
„51 Lkw-Transporte waren nötig, um den Kran zum Einsatzort zu bringen“, sagt Michael Lehner von der Felbermayr-Projektabteilung in Wels. Geschuldet sei das vorwiegend der Auslegerlänge von insgesamt 189 Metern. „Zuletzt hatten wir einen Kran in dieser Konfiguration 2008 für die Errichtung einer Gasumwandlungsstation in Spanien im Einsatz“, erinnert sich Lehner. Zusammen mit 665 Tonnen Ballast bringt es der Kran so auf ein Einsatzgewicht von 749 Tonnen. Und damit hatten die Ingenieure bereits das erste Problem zu lösen. Denn der einzig mögliche Stellplatz für den Kran erfüllte nicht die statischen Erfordernisse, zudem führt auch eine Gasleitung unter dem Kran hindurch. Zu guter Letzt waren diese Probleme aber mit einer entsprechenden Bodenverbesserung und zwei Wochen Zeitverzögerung beherrschbar.
187 Meter Hakenhöhe
Um das erste größere Kaminsegment zu Boden zu bringen, mussten die Monteure unzählige Male mit dem Arbeitskorb hochfahren, um Schweiß- und Schraubverbindungen zu trennen. Spannend wurde es dann aber beim ersten großen Hub, dem etliche kleine Hübe für das Abmontieren von Leitern und Geländern vorangegangen waren. Dabei galt es, das oberste Kaminsegment mit etwa 20 Metern Höhe und 16 Tonnen errechnetem Gewicht sicher zu Boden zu bringen. Dank der korrekten Gewichtsangabe und nahezu windstillen Verhältnissen gelang die Kranung, und das Rohr erreichte nach etwa einer halben Stunde sicher den Boden. Dort angekommen wurde das obere Ende an einem Mobilkran mit 350 Tonnen maximaler Traglast angeschlagen und in die Horizontale bewegt, sodass es am Boden zu liegen kam. Anschließend wurde es mit Schneidbrennern zerkleinert und abtransportiert. Die weiteren Kaminsegmente werden in ähnlicher Form abgetragen.
Doch schon mit dem Abtragen des ersten Kaminsegments hat der Turm die Vorherrschaft in Sachen höchstes Gebäude in der Steiermark eingebüßt. Denn der 2012 errichtete Kamin des benachbarten Gas- und Dampfkraftwerks in Mellach bringt es ebenso auf 175 Meter Höhe. Somit hat er jetzt, gefolgt vom Sendemasten in Dobl (140 Meter) sowie vom Kamin der RHI in Trieben (140 Meter), die Alleinherrschaft in der Steiermark.