Ausbau eines der größten Umspannwerke in Österreich
23. Januar 2025 | Lucia Reinsprecht
Österreichische Wasser- und deutsche Windkraft sollen künftig eine Symbiose bilden und die Versorgungssicherheit der beiden Länder mit grünem Strom sicherstellen. Im Zuge des gemeinsamen Projekts des österreichischen Netzbetreibers Austrian Power Grid (APG) sowie dem deutschen Stromnetzbetreiber TenneT werden sowohl der Knotenpunkt im bayrischen Altheim als auch der Hauptverteilerknoten im oberösterreichischen St. Peter am Hart mit einer neuen Infrastruktur sowie dafür nötigen Strommasten ausgestattet. „Sowohl unser Fachpersonal als auch unsere Gerätschaften unterliegen in diesem Umfeld strengsten Sicherheitsauflagen“, berichtete Volker Brand, zuständiger Projekt- und Bauleiter seitens Felbermayr. Um einen sicheren und reibungslosen Ablauf der technisch höchst anspruchsvollen Bauarbeiten zu gewährleisten, findet wöchentlich ein Safety Walk durch die Bauleitung und alle zwei Wochen eine Sicherheitsbegehung durch eine Sicherheitsfachkraft statt.
„Weiße-Wanne“-Verfahren
Neben den Betonierungsarbeiten für unzählige Gerätesteher wie etwa Portale oder Blitzmaste auf der rund 21.000 Quadratmeter großen Baustelle, startete im November vergangenen Jahres der Bau eines Transformatorfundaments für einen 550 MVA Netzkuppeltrafo 380/220 Kilovolt. Mit dem Aushub einer 30 Meter langen, 17 Meter breiten und drei Meter tiefen Grube standen für das Team von Felbermayr zunächst umfangreiche Bodenverbesserungsarbeiten für die Fundamente der Transformatoren an. „Dabei haben wir rund 1.500 Kubikmeter Erdmaterial ausgehoben und verbessert“, veranschaulicht Brand die Dimensionen. Im Anschluss wurden Betonierungsarbeiten im „weiße Wanne“-Verfahren ausgeführt. Diese wasserundurchlässige Stahlbetonkonstruktion ist in der Lage, die tragende als auch abdichtende Funktion in einem zu übernehmen. Im Anschluss wurde die Grube mit Wasser gefüllt und von einem externen Prüfbüro auf ihre Dichtheit geprüft. „Um die Transformatoren später in ihre Endposition zu bringen, haben wir zudem Mattengleise in jede Trafobox eingebaut“, nennt Brand eine weitere Besonderheit der Bauarbeiten. Abschließend wurden die Fertigteile der Boxenwände sowie die dahinterliegende Brandschutzwand aus Ortbeton mit einem Mobilkran eingehoben.
Schaltanlagengebäude
Mit der Errichtung des Herzstücks der Anlage, einer 45 Meter langen, 18 Meter breiten und ebenso hohen Halle für die gasisolierte Schaltanlage, wurde im März 2024 begonnen. „Da Gas besser isoliert als Luft können die Leitungen auf engstem Raum platziert und damit eine Platzersparnis am Gelände erreicht werden“, erläutert Brand dessen spezielle Ausführung. Da sich bei Lastplattenversuchen herausstellte, dass der Untergrund auf dem Baufeld keine ausreichende Tragfähigkeit für die zwei Meter dicke Bodenplatte aufwies, startete das Team von Felbermayr auch hier mit umfangreichen Erdarbeiten. Auf einer Gesamtfläche von 1.000 Quadratmetern wurde so über einen Meter tief gegraben. „Dabei haben wir rund 500 Kubikmeter Erdmaterial verbessert“, erzählt Brand. Anschließend erfolgten die Betonierungsarbeiten für die Bodenplatte. Dabei wurden insgesamt rund 720 Kubikmeter Beton für die Bodenplatte sowie Betonkanäle für Verkabelungen verbaut. Unter Einsatz eines 200-Tonnen-Mobilkrans wurden im Anschluss rund 15 Fertigteilwandelemente mit fünf Metern Höhe und drei Metern Breite eingehoben. Der Bau der Außenwände erfolgte in mehreren Abschnitten und wurde mit einer sogenannten Kletterschalung ausgeführt. „Dabei wird ab der ersten Ebene die Schalung mit einem Kran weitergezogen“, erläutert Brand. Mit rund acht und 12 Meter hohen Stahlstützen werden diese im Anschluss in zwei Phasen abgestützt und gesichert. Im Oktober wurden die Arbeiten an den Außenwänden abgeschlossen. Für den Abschluss der Arbeiten an der Schalthalle kommt ein 220-Tonnen-Mobilkran zum Einsatz. „Dieser wird die Fertigteile für die Hohldiele, dem Dach der Schalthalle, einheben“, so Brand.
Erweiterung der Löschwasseranlage
Mitte September starteten zudem die Arbeiten zur Erweiterung der bestehenden Löschwasseranlage – von ursprünglich 300 auf 500 Kubikmeter Speichervolumen. Auch hier kam das Prinzip der „weißen Wanne“ zum Einsatz. Für die Erweiterung der Zisterne wurden insgesamt 800 Kubikmeter Material ausgehoben. Weiters wurde ein Löschwasserbehälter errichtet sowie Bodenplatte, Wände und Decke aus Ortbeton hergestellt. Darauf wurde ein Pumpenhaus aus Fertigteilen samt Behälterausrüstung im Löschwasserbehälter errichtet. Um das sechs Meter lange und vier Meter breite Pumpenhaus einzusetzen, kam ein 100-Tonnen-Mobilkran zum Einsatz. Quer durch die Anlage wird zudem eine Kanal- und Hydrantenleitung verlegt. „Für die Arbeiten an der Leitung haben wir ein enges Zeitfenster. So können wir nur in gewissen Abschnitten arbeiten, in denen der Strom abgeschaltet wird. Ab dann gilt es, auf Hochdruck zu arbeiten“, erzählt Brand. Vieles hat sich schon getan auf der Megabaustelle. Doch die Arbeiten sind noch lange nicht abgeschlossen, weiß Brand: „Nach der Erweiterung der Löschwasseranlage werden wir im April 2025 mit der Errichtung eines Eigenbedarfsgebäudes für die gesicherte Gleich- und Wechselspannungsversorgung samt Batterieanlage und Wechselrichter beginnen“. Bis zum Ende des Jahres sollen sowohl die restlichen Arbeiten am Trafofundament, die Lieferung der Transformatoren per Bahnsondertransport durch den Felbermayr-Fachbereich ITB sowie der Bau der Schaltanlagengebäude abgeschlossen sein. „Bis zum Projektabschluss werden wir noch einiges mehr zu tun haben, unser Team freut sich schon auf die weiteren Herausforderungen“, so Brand abschließend.