Bungy-Sprung für Weltklasse Athleten Stefan und Thomas Rettenegger
31. August 2024 | Lucia Reinsprecht
Schwitzige Hände, wacklige Beine, zitternde Knie, ein Herzschlag, der einem bis in den Kopf steigt. Schon die Anfahrt zur Staumauer war eine Herausforderung für die Nerven. „Wir sind über eine enge Bergstraße hinaufgefahren, durch einen Tunnel, und dann sahen wir diesen gigantischen Damm – und darauf noch den gewaltigen Kran von Felbermayr“, erinnert sich Thomas. Selbst erfahrene Athleten wie die Retteneggers wurden bei diesem Anblick nachdenklich. „Ich habe mich kurz gefragt, ob das wirklich eine so gute Idee war“, räumt der sonst so entschlossene Stefan ein. Grund zur Sorge gab es aber keinen. Denn sie würden sicher in den Seilen von Kranfahrer Markus hängen. „Das wäre nicht der erste Einsatz im Hochgebirge und im Vergleich zu unserer tonnenschweren Fracht sind die beiden ja Fliegengewichte“, gibt der Fachmann der Felbermayr-Niederlassung Klagenfurt Entwarnung.
165 Meter freier Fall
Als es schließlich in den Personenkorb ging, wurde der Mut der Brüder erneut auf die Probe gestellt. „Da oben hat es wegen des Windes ordentlich geschaukelt“, erinnert sich Thomas an die letzten Momente vor dem Sprung. Doch dann zählte der Supervisor: 5-4-3-2-1 – und ab ging es! Die beiden Jungstars wagten mehrmals den Sprung aus schwindelerregenden 165 Metern Höhe. „Im Vergleich zu den Sprüngen von der Skisprungchance war das eine komplett neue Erfahrung“, erzählt Thomas. „Beim Skispringen trägt uns der Wind, hier gab es nur den freien Fall. Der Körper schaltet sofort auf Überlebensmodus um“, so der 24-jährige Salzburger.
Kopfsache
Dass sich Stefan und Thomas trotz dieser extremen Bedingungen überwinden konnten, zeugt von ihrem enormen Ehrgeiz und ihrer mentalen Stärke. Diese haben sie bereits in ihrem Sport unter Beweis gestellt: Thomas gewann erst kürzlich den österreichischen Staatsmeistertitel auf der Großschanze in Bischofshofen. Seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Stefan gelang heuer der große Durchbruch. Hatte der aus dem Salzburger Pongau stammende Shootingstar vor Saisonbeginn noch nie im Weltcup auf dem Podest gestanden, mischte er heuer mit elf Top-Platzierungen die Weltspitze auf. „Alles beginnt im Kopf“, erklärt Thomas und fügt hinzu: „Das wurde uns bei diesem Sprung wieder einmal klar“. Beide Athleten zogen Parallelen zwischen dem Adrenalinkick beim Bungy-Sprung und ihren sportlichen Wettkämpfen. „Dieses 3, 2, 1 und los – das erinnert mich an den Start beim Wettkampf“, erklärt Thomas. Für Stefan war es eine weitere Lektion in mentaler Stärke: „Der Adrenalinschub beim Sprung verdeutlicht, wie besonders das ist, was wir tun“. Mit verlässlichen Partnern wie Felbermayr und dem Bungy-Team von Rupert Hirner an der Seite wussten sie, dass alles sicher und zuverlässig ablaufen würde.
Das Wagnis einzugehen und sich aus dem Felbermayr-Kran in die Tiefe zu stürzen, war für die Rettenegger-Brüder ein einzigartiges Erlebnis. „Einmalig und unvergesslich“, sind sich beide einig. Ein Abenteuer, das den Mut und unerschütterlichen Willen der beiden Athleten unterstrichen hat. Vielleicht wird ihnen dieser Moment auch im kommenden Februar 2025 bei den Nordischen Skiweltmeisterschaften eine mentale Stütze sein.