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Dicke Dinger

 

10. Mai 2011 | Markus Lackner

Zwei Gastanks für den Transport von Flüssiggasen transportierte Felbermayr Ende vergangenen Jahres vom rumänischen Schwarzmeerhafen Constanza via Donau nach Turnu Severin im Südwesten von Rumänien. Entladeort für die insgesamt 820 Tonnen schweren Megabehälter war die rumänische Spezialwerft Severnav.

Die himmelblauen »Self propelled modular trailer«, kurz SPMT genannt, haben schon so manches Schwergewicht auf dem Buckel gehabt. Doch für den Transport von zwei Flüssiggastanks Ende Dezember demonstrierten sie bislang noch nie dagewesene Stärke. »Der größere der beiden Behälter war mit 540 Tonnen unser bislang schwerster Fall«, erzählt Daniel Costea von der Felbermayr-Niederlassung in Bukarest, die mit dem Transport beauftragt wurde. Mit einer Länge von vierzig Metern und einer Breite von 18 Metern imponiert er aber auch optisch. Und wem das noch nicht genug ist, den wird vermutlich die Höhe von 12,2 Metern beeindrucken. Ein Vergleich mit dem  Blick vom Zehnmeterturm im heimischen Schwimmbad mag die Dimensionen verdeutlichen. Doch im Falle des Transports der beiden Flüssiggastanks spielte die Höhe eine untergeordnete Rolle. Wesentliche Knackpunkte waren der Transport auf der Donau sowie das Entladen unmittelbar vor der Werft.

Via Hochseeschiff waren die Stahlkolosse von Shanghai in den Schwarzmeerhafen Constanza gekommen, sagt Costea über die etwa dreiwöchige Fahrt via Suezkanal. Dort angekommen, wurde der größere Doppeltank mittels Schwimmkran auf ein Flachdeckponton umgeschlagen. Der kleinere der beiden wurde im Hafen zwischengelagert. Etwa 650 Donaukilometer trennten die beiden Tanks jetzt noch von der Schiffswerft in Turnu Severin. »Normalerweise reicht dafür eine Transitzeit von etwa einer Woche«, lässt Costea wissen. Hochwasser machte der Felbermayr-Crew aber einen Strich durch den Zeitplan. Etwa ein Dutzend Schleusen konnten ohne nennenswerte Verzögerungen passiert werden. Doch die letzte und etwa dreißig Kilometer vor dem Zielort gelegene Talsperre verwehrte dem Ponton samt kostbarer Fracht wegen Hochwassers eine zügige Durchfahrt. Und so sei es wegen eines  zu tief gelegenen Brückenbaus über der Schleuse zu Verzögerungen gekommen. »Schlussendlich ging es sich aber dann doch aus«, kommentiert Costea die nach oben hin »nur 1,2 Meter Luft«. Für Schwertransporte auf der Straße sind das Welten, im Schiffsverkehr aber eine »knappe Entscheidung«, die durchaus auch eine Woche Wartezeit und damit Mehrkosten mit sich bringen kann.

»Etwa drei Tage dauerte der Straßentransport der SPMTs von Wels nach Turnu Severin«, erzählt Costea über die mit mehr als 900 Pferdestärken ausgestatteten Selbstfahrer. Insgesamt sechs Lkw waren für das modular aufgebaute Transportfahrzeug  mit etwa sechzig Tonnen Eigengewicht nötig. Die Montage der sechs Fahrwerke und der beiden Antriebseinheiten erfolgte mit dem Hafenkran am Zielort des Transports. Das Entladen war mittels »RoRo« geplant. Eine Abkürzung aus dem Englischen: das stehe für Roll on/Roll off, erklärt Costea, damit sei das Entladen von Wasserfahrzeugen über eine Rampe gemeint. Und da war auch schon ein weiteres Problem: Es gab keine Rampe. »Wir haben eine provisorische, mit Stahlbetonelementen bewehrte Rampe aus Schotter errichtet und so das Problem gelöst«, schildert Costea. Nach dem Entladen wurde der Flüssiggas-tank auf dem Werftgelände abgesetzt. Der Transport des zweiten Behälters erfolgte auf gleiche Weise, wegen der geringeren Länge und Breite von neunundzwanzig beziehungsweise zwölf Metern aber nicht mehr so spektakulär. Das große Finale hingegen war wieder ein Highlight der Extraklasse: Im Duett hoben zwei Raupenkrane aus dem Hause Liebherr die Tanks in den Rumpf eines Gastankers. Eigner des Schiffes ist die Hartmann-Reederei mit Sitz im ostfriesischen Leer, in deren Auftrag das Schiff auch gebaut wurde. So eindrucksvoll der Hub auch war, die dicken Dinger verschwanden damit endgültig im Rumpf der etwa 115 Meter langen und 17 Meter breiten »Gaschem Werra«.