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Felbermayr Infrastrukturbau bringt Bahnprojekt auf Schiene

 

17. Oktober 2023 | Markus Lackner

Seit zwei Jahren baut die ÖBB die Westbahnstrecke zwischen Marchtrenk und Wels viergleisig aus. Der Felbermayr-Abteilung für Infrastrukturbau kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. Drei Viertel des Auftrages wurden bereits umgesetzt.

Wenn Railjets mit bis zu 230 Kilometer pro Stunde unterwegs sind und die Passagiere den hohen Fahrkomfort schätzen, hat das auch viel mit der Qualität des Gleisbettes zu tun. „Wir sind Hauptauftragnehmer des vier Kilometer langen Bauloses 4.3, das von der Brücke über die B137 Osttangente bis zur Brücke über die A25 Welser Autobahn reicht“, informiert Hans Becker, Abteilungsleiter vom Felbermayr-Infrastrukturbau.

Tragschichten für Gleise errichtet

„Dort sind wir mit den Unterbauarbeiten beauftragt worden. Wir haben den alten Gleisschotter abgetragen und den Unterbau erneuert, also den Boden verbessert und verfestigt und stellen den Aufbau im System BT-Bahn, einer Asphaltschicht, wieder her. Schließlich haben wir noch das neue Gleisschottergerüst rund zur Hälfte eingebracht“, schildert Becker. Mit Hinweis auf weitere Felbermayr-Baubereiche sei man dafür technisch bestens gerüstet: „Wir haben alle Facetten des Tiefbaus im Haus, beispielsweise den Erdbau, Kanalbau, den Asphaltbau und den Spezialtiefbau.“

60.000 Kubikmeter ausgehoben

Der Auftrag der ÖBB umfasst auch die Neuerrichtung des Entwässerungssystems für die Gleisanlagen. Das schützt den Unterbau. Denn Oberflächenwasser können die Böden aufweichen und deren Tragfähigkeit negativ beeinflussen. „Wir haben über das ganze Baufeld hinweg eine Drainageanlage errichtet, deren Wasser in sieben Gewässerschutzanlagen münden. In Summe haben wir 60.000 Kubikmeter Boden ausgehoben“, beschreibt der Abteilungsleiter. Sechs dieser Retentionsbecken befinden sich südlich der Gleisanlagen, eines nördlich. Alle Beckenböschungen seinen bereits wieder mit Humus bedeckt worden.

Baumaterial wiederverwertet

„Wir haben versucht, so viel Ressourcen wie möglich zu schonen, haben die Qualität des angefallenen Materials wie Gleisschotter und Bodenaushub mit verschiedenen Aufbereitungsmethoden sichergestellt und es an anderer Stelle wieder ins Baulos eingebracht“, betont Becker und fügt hinzu:„Zum Beispiel haben wir alten Gleisschotter wieder als Frostschutzmaterial eingebaut. Wir haben die in der Ausschreibung angeführten Schüttgüter größtenteils im Baulos selbst erzeugt.“ Das reduzierte die Transportkilometer massiv und schonte natürliche Ressourcen: „Es wurde wenig Deponievolumen und auch kein zusätzlicher Naturboden verbraucht.“

Das Baulos 4.3 soll bis Ende 2026 abgeschlossen sein. „Wir haben bislang alle Arbeiten innerhalb der Bauzeit umgesetzt. Zum Ende des heurigen Jahres werden bereits 70 Prozent unseres Auftrages erledigt sein“, rechnet der Abteilungsleiter vor und blickt auf die kommenden Jahre: „Rund 20 Prozent folgen 2024: Das sind umfassende Lärmschutzmaßnahmen für die Anrainer im Süden. Wir ersetzen alte Lärmschutzkassetten durch neue, dementsprechend erneuern wir auch das Trägersystem.“ Ein Drittel der gesamten Lärmschutzwände ist bereits heuer errichtet worden – in der Mitte der vier Gleise.

Lücken bis 2026 geschlossen

2025 und 2026 werde es noch um Baufelder beim Lückenschluss am oberen beziehungsweise unteren Ende des Bauloses gehen. Dazu Becker: „Was wir im Großen beim Gleisunterbau schon umgesetzt haben, folgt dort bei kleineren Baumaßnahmen.“ Wenn die drei neuen Brücken für sechs neue Gleise – zwei davon für den Anschluss des Verschiebebahnhofes – über die A25 nach und nach errichtet worden sind, stellt Felbermayr die Anschlussbereiche her. Diese Arbeiten markieren dann das Finale des Auftrages.      

Fordernde Arbeitszeiten

Ob im Güter- oder Personenverkehr, die ÖBB seien vorrangig ein Transportunternehmen, merkt Becker an. Das erfordere auch spezielle Planungsmaßnahmen der Bauarbeiten: „Wir sind mit bis zu 70 Mitarbeitern täglich im Einsatz“, berichtet Becker und fügt hinzu, dass täglich durchaus wörtlich genommen werden könne: „Die Organisation von Bauarbeiten im Bereich von Gleisen erfordert zur Aufrechterhaltung des Schienenverkehrs eine enge Abstimmung mit dem Auftraggeber.“ Damit begründen sich auch nahezu routinemäßig Einsätze zu Nachtzeiten, am Wochenende und an Feiertagen. „Das fordert unsere Mitarbeiter“, weiß Becker und ist sich im Klaren, dass dadurch auch das Familienleben der Kollegen oftmals hintangestellt werden müsse. Dennoch sei es aber auch eine „große Sache“, an so einem bedeutenden Infrastrukturprojekt mitwirken zu können. „Das motiviert“, ist Becker überzeugt und freut sich über den großartigen Baufortschritt.