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Großprojekt Donauausbau

 

21. Februar 2023 | Markus Lackner

Der Felbermayr-Wasserbau macht zusammen mit Domarin die Donau auf einem knapp zehn Kilometer langen Abschnitt in Bayern fit für Niedrigwasser. Gleichzeitig setzt das Team bei diesem Großprojekt viele Maßnahmen für ein hochwertiges Ökosystem um. Auch der Hochwasserschutz wird verbessert.

Seit 2021 arbeiten Felbermayr und die mehrheitlich zum Unternehmen gehörende Domarin-Gruppe in einer Arbeitsgemeinschaft am Donauausbau zwischen Straubing und Bogen. Bis Mai werden bei diesem zweijährigen und bislang größten Projekt vom Felbermayr-Wasserbau die Fahrrinne im freifließenden Bereich der Donau sowie im Schleusenkanal eingetieft.

„Wir liegen zeitlich im Plan“, stellt Bereichsleiter Hans Wolfsteiner vom Felbermayr-Wasserbau zufrieden fest. Das Projekt mit zwei Baulosen ist komplex: „Wir führen hier Arbeiten in einer großen Vielfalt aus, in dieser Kombination hatten wir das jedoch noch nie“, beschreibt er. 150.000 Kubikmeter Material fallen bei der Fahrrinneneintiefung an. Damit werden Kolke verfüllt und ökologische Ausgleichsmaßnahmen geschaffen.

Bauarbeiten für Natur und Schifffahrt

Neben den Arbeiten an der Donau-Flusssohle werden viele Erdarbeiten außerhalb der Fahrrinne im Uferbereich durchgeführt: Für den Hochwasserschutz werden verlandete Nebengerinne geöffnet und zusätzliche Retentionsflächen geschaffen sowie Böschungen und Sohlen mit 85.000 Tonnen Wasserbausteinen gesichert.
Für dem Naturschutz werden drei Kiesinseln geschüttet, Ufer rückgebaut, der Altarm Straubing als Habitat aufgewertet, ökologische Gestaltungselemente wie Wurzelstöcke und Totholzpfähle als Wellenschlagschutz platziert und sogenannte Raubäume verankert. Durch diese ins Wasser gefällten Bäume entstehen Totholzstrukturen – damit wird der „Lebensraum Ufer“ ökologisch verbessert. Die naturnahe Strukturvielfalt ist für viele Fischarten und andere Wasserlebewesen ein Paradies und eine willkommene Kinderstube.

Aktuell wird vom Felbermayr-Wasserbau die Fahrrinne auf Höhe des Hafens Sand durch Nassbaggerung um mindestens 20 Zentimeter eingetieft. ARGE-Partner Domarin setzt vor allem den Wasser- und den Erdbau im Uferbereich um. Felbermayr arbeitet mit der in Vilshofen ansässigen Unternehmensgruppe seit vielen Jahren erfolgreich zusammen und ist seit Mai 2022 deren Mehrheitseigentümer. Das bringt beiden Seiten Vorteile und vor allem eine höhere Schlagkraft am Markt – das aktuelle Großprojekt ist ein gutes Beispiel dafür.

Man agiere auf der Baustelle je nach Wasserstand, informiert Hans Wolfsteiner: „Bei guter Wasserführung arbeiten wir vorwiegend am Wasser, bei niedriger eher im Uferbereich. Die Herausforderung beim Bauablauf ist das jeweilige Reagieren auf den Wasserstand, insbesondere der Antransport von Geräten. Am Land ist beispielsweise ein Bagger schnell verfügbar, am Wasser dauert das mitunter mehrere Tage, weil die Geräte oft auch woanders gebunden sind.“ Jedenfalls müsse man im Wasserbau immer genau abwägen und langfristig planen, lässt Wolfsteiner wissen.
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Niedrige Temperaturen, eiskalter Wind und schlechtes Wetter können den im Schnitt 20 Spezialisten vor Ort kaum etwas anhaben. „Die Schiffsführer und Baggerführer arbeiten in Kabinen, Matrosen auch nur zeitweilig draußen“, sagt der Bereichsleiter.

Wasserbau für mehr Wirtschaftlichkeit

Ein vorrangiges Ziel des Donauausbaues ist es, die Engstelle von Vilshofen bis Straubing selbst bei längerem Niedrigwasser durchgehend zu gewährleisten und so die Wirtschaftlichkeit der Verkehrsträgers Donau zu erhöhen. Auf dem ersten 9,7 Kilometer langen Abschnitt zwischen Straubing und Bogen wird die Fahrrinnentiefe von 2 auf 2,65 Meter Regulierungsniedrigwasserstand (RNW) erhöht. Für ein Europa-Typ-II-Schiff bedeutet das auf Basis RNW eine Kapazitätserhöhung von 10 Prozent oder etwa 140 Tonnen Fracht mehr per Fahrt. Die Schiffe transportieren von den Häfen Rotterdam, Antwerpen oder Amsterdam, und aus den Häfen der unteren und mittleren Donau kommend vor allem Düngemittel, Tierfutter, Erz, Kohle und anderes Massengut. RNW ist jener Wasserstand, der im langjährigen Vergleichszeitraum an durchschnittlich 94 Prozent der Tage eines Jahres (343 Tage) an einem Donaupegel erreicht oder überschritten wird.

Auftraggeber für das Großprojekt ist die Wasserbauliche Infrastrukturgesellschaft (WIGES), deren Eigentümer seit Februar 2020 der Freistaat Bayern ist. Die Maßnahmen zum Donauausbau und zum Schutz vor einem 100-jährlichen Hochwasser werden wegen ihrer gegenseitigen Beeinflussung zusammen behandelt. Das wasserbauliche Projekt für die 69 Flusskilometer von Straubing bis Vilshofen kostet inklusive Hochwasserschutz und ökologischen Ausgleichsmaßnahmen 1,43 Milliarden Euro und ist damit eines der größten in Deutschland.

​​​​​​​„Durch die Optimierung des Bauablaufs mittels halbseitigen Arbeitens in der Fahrrinne kann der Schiffsverkehr größtenteils aufrecht erhalten bleiben“, fügt Wolfsteiner hinzu und erwähnt damit eine Maßnahme, die der Schifffahrt kostenintensive Stehtage erspart. Der Wasserbau ist einer der international bedeutendsten Bereiche des Felbermayr-Geschäftsfelds Bau. Zu den 140 schwimmenden Geräten zählen unter anderem Schubschiffe, Klappschuten, Stelzenpontons, Langstielbagger und Motorschiffe. Damit können nahezu alle europäischen Binnengewässer bearbeitet werden. Auf der Donau sind unter anderem das Schwerlastschiff „Horst Felix“, das Kranschiff F 131 sowie Arbeitsdeckleichter und Baggerpontons mit Motorschiffen im Einsatz.