Saugschiff an der Drau im Einsatz
16. Mai 2013 | Markus Lackner
Vor rund 40 Jahren wurde das in Kärnten gelegene Kraftwerk Rosegg in Betrieb genommen. Im Laufe der Jahre hat sich durch Sedimentablagerungen eine zunehmende Verlandung des Stauraumes gebildet. Um das vorgeschriebene Hochwasserprofil auch künftig gewährleisten zu können, wurde vor neun Jahren, seitens des damaligen Reinhold Meister Wasserbaus, mit den Arbeiten zur Beseitigung des Geschiebes begonnen. Seit der Übernahme des Unternehmens durch Felbermayr werden die Arbeiten durch die Reinhold Meister Austria GmbH fortgeführt.
„Das Saugschiff erweist sich als ideales Gerät für diesen Dauereinsatz unweit von Villach“, freut sich Hans Wolfsteiner, der sich als Leiter des Felbermayr Wasserbaus in Österreich für diesen Auftrag verantwortlich zeichnet. Als Bauleiter vor Ort ist Robby Möller zuständig. Als ehemaliger „Meister-Mitarbeiter“ kennt er den Saugbagger quasi von der ersten Stunde an und weiß ihn auch ideal einzusetzen: „Grundsätzlich erlaubt das Saugschiff eine Einsatztiefe von bis zu 20 Metern. Hier wird aber nur bis auf ein Soleniveau von 6,5 Meter gebaggert“, sagt er. Weiters beeindruckend ist auch der Betriebsdruck von 6,5 Bar. Damit können pro Stunde 4.000 Kubikmeter Material abtransportiert werden. „Freilich, dieser Wert ist Theorie, da er sich auf reine Wassermasse bezieht und in der Praxis aber ein hoher Schlamm und Sedimentanteil die praktisch erreichbare Durchflussmenge wesentlich verringert“, erklärt Möller und setzt fort: „Dieses Gerät kann man sich als riesigen Staubsauger mit variabler Schlauchlänge vorstellen.“ Denn der Schlauch kann mit sogenannten Pumpstationen, grundsätzlich endlos, erweitert werden. Hier, auf der Kärntner Baustelle, sei die maximale Länge bislang aber bei sechs Kilometern gelegen. Dafür wurden zwei Pumpstationen in den Schlauch integriert. Diese gewährleisteten den Forttransport bis zum Ufer. Auf diese Weise wurden bis Anfang April etwa 300.000 Kubikmeter Material aus der Drau entfernt. „Das entspricht etwa 30.000 Lkw-Transporten“, erklärt Möller und kommt damit auch auf einen umweltgestalterischen Aspekt zu sprechen: „Das Material wird nicht abtransportiert sondern zur naturnahen Böschungsgestaltung und zur Schaffung von Flachwasserbiotopen verwendet.“ Somit ist so gut wie keine einzige Lkw-Stunde für die Beseitigung der Geschiebefalle angefallen und eine ökologische Verbesserung für das Gewässer ist es obendrein. Hauptzweck des Einsatzes war aber die Wiederherstellung einer auf natürliche Weise optimierten Transportfähigkeit der Drau, insbesondere für den Hochwasserfall.
Ein weiterer positiver Aspekt des Saugschiffes ist die Transportfähigkeit. Durch seinen modularen Aufbau kann es verhältnismäßig leicht demontiert und verladen werden. Konkret seien laut Möller etwa zwölf Containerfahrzeuge für den Transport des eigentlichen Baggers inklusive Schneidkopf und weitere fünf Fahrzeuge für den Transport der Schwimmleitung nötig. Der Saugbagger kann auf Straße oder Bahn gleichermaßen transportiert werden. Eine Tatsache, die dem inklusive Schwimmleitung rund 350 Tonnen schweren „Riesenstaubsauger“ auch auf dem 1.250 Kilometer langen Weg zu seinem weiteren Einsatzort an der Nordsee zu Gute kommen wird. Dort wird der nämlich bei Nordstrand für die Errichtung eines Dammes Material aus der Nordsee entnehmen.