Schwergewichte unter sich
14. September 2012 | Markus Lackner
Bei strahlendem Sonnenschein und unter Beobachtung zahlreicher interessierter Augenzeugen wurde die Brücke am frühen Morgen des 19. August am Ausleger des rund siebzig Meter in den Himmel ragenden Krans angeschlagen. Die zahlreichen Schaulustigen waren aber nicht nur gekommen um den Krangiganten in Aktion zu sehen, sie erlebten mit dem Einheben der neuen Brücke auch ein nahezu historisches Ereignis; denn die alte Brücke ist Baujahr 1905. Damit gehört das Bauwerk konstruktionsbedingt schon zu den Greisen ihrer Machart. Laut Österreichischen Bundesbahnen heißt es dazu auch, dass das Projekt eine nachhaltige Investition in eine leistungsfähige und moderne Bahninfrastruktur darstelle.
„Der Kran hat ein Gesamtgewicht von 800 Tonnen“, sagt Felbermayr-Einsatzleiter Gottfried Hrast. Daher ist es auch selbsterklärend, dass bei solchen Einsätzen dem Transport des Krans immer eine besondere Bedeutung zukommt. Allein für die insgesamt 620 Tonnen Ballast sind schon etwa dreißig Lkw-Transporte nötig gewesen. Um den Kran aber auch sicher aufstellen zu können musste im Vorfeld die Stellfläche, den angegeben Stützdrücken entsprechend, verdichtet werden. „Für so einen Hub muss mitunter auch etliche Monate geplant werden“, weiß Hrast zu berichten. „Gute Planung sei die halbe Miete“, pflichtet ihm ein Kollege bei. Das zeigte sich auch beim Brückenhub.
Langsam, ganz langsam beginnen sich die Stahlseile zu spannen. Die Anschlagpunkte werden noch einmal einem prüfenden Blick unterzogen. „Alles okay“, ist aus dem Funkgerät des Einsatzleiters zu hören. Der Kran hebt die Last an und schwenkt die 45 Meter lange Brücke Richtung Krems. Jetzt war ein entscheidender Moment gekommen. Um den Hub weiter fortführen und die Ausladung erhöhen zu können mussten ergänzend zu den 220 Tonnen Oberwagenballast noch 400 Tonnen Schweballast aufgenommen werden. Beim weiteren Hub war es wichtig mit zunehmender Ausladung der Last auch den Schwebeballast, in entgegengesetzter Richtung auszufahren – als Gegengewicht sozusagen. Nach etwa zwei Stunden war der Hub weitgehend finalisiert. Jetzt folgte Millimeterarbeit: das Positionieren der Brücke am fixen Ende. Derartige Brücken verändern aufgrund der Temperatur ihre Länge. „Bei dieser Konstruktion können das schon auch einmal acht Zentimeter sein“, spricht Hrast aus der Praxis. Deshalb wurde die Brücke an einem Ende sozusagen fix montiert und auf der gegenüberliegenden Seite auf einem Widerlager abgelegt das die thermische Ausdehnung der Brücke ausgleichen kann. Die Inbetriebnahme der Brücke ist im Oktober geplant. Ab dann können sich die Anrainer beim Bahnverkehr über geringere Lärmemissionen freuen. Aber auch die Kosten für Wartung und Inspektion werden wesentlich geringer ausfallen, heißt es von Seiten der Österreichischen Bundebahnen.