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Transport mit selbsttragendem Ladegut

 

4. Oktober 2010 | Markus Lackner

Anfang September finalisierte der Felbermayr-Bereich ITB ein Highlight im transporttechnischen Sinn - die Beförderung eines 358 Tonnen schweren Generators als selbsttragendes Ladegut. Zielort für den High-Tech-Stahlkoloss war das Kraftwerk Ledvice im Norden Tschechiens.

„Die Siemens-Konstrukteure aus Mülheim a. d. Ruhr waren seit Anfang 2007 mit mir in Kontakt, um das Design des Generators für den Schienentransport anzupassen", erläutert Bereichsleiter Thomas Grabuschnigg von der ITB den Beginn eines Projektes, das zu einer großen Herausforderung wurde. Die Gründe dafür lagen zum einen im Gewicht des 358 Tonnen schweren Hightech-Kolosses und zum anderen in den Dimensionen von 13 Metern Länge, 4 Metern Breite und mehr als vier Metern Höhe. Damit war der direkte Weg vom Siemens Werk in Mühlheim (D) bis zum etwa 550 Kilometer östlich gelegenen Kraftwerk Ledvice (CZ) genehmigungsbedingt nur an Wochenenden denkbar. Dadurch hätte der Transport auch mehr als 35 Tage gedauert. Ob überhaupt eine Schienentransportgenehmigung auf dem direkten Leitungsweg erteilt worden wäre, war mehr als fraglich. „Wir haben das Problem sprichwörtlich umschifft", sagt Grabuschnigg, der in Abstimmung mit der Niederlassung Nürnberg den Generator zunächst mittels Binnenschiff von Mülheim (D) nach Linz (A) transportieren lies. Dort angekommen wurde er im Felbermayr-Schwerlasthafen auf einen 32-achsigen Tragschnabelwagen umgeladen, bis Wien transportiert und über die Grenze in Hohenau an der March (A) via Brünn (CZ) bis zum Zielort Ledvice gefahren. „Trotz des Umwegs von etwa 900 Kilometern halbierten wir die Transportzeit von 35 auf rund 18 Tage", erläutert Grabuschnigg eines der vielen Kuriosa im Spezialtransportgeschäft.

Doch zum echten Highlight wurde der Transport aufgrund der Transportart. „Wir haben seit vielen, vielen Jahren keinen Transport mehr mit selbsttragendem Ladegut für die Siemens AG im Generatorenbereich gemacht", erzählt Grabuschnigg. Der Vorteil dabei ist, dass man das gesamte Lichtraumprofil der Strecke ausnützen kann, da keine Wagenbauteile Raum beanspruchen. Es wird auch das Eigengewicht des Fahrzeuges reduziert. Das war auch dringend nötig, denn schon so war der Schienentransport in Tschechien grenzwertig gewesen - laut Grabuschnigg sei die Genehmigung für so manches Brückentragwerk nur mit Ach und Weh zustande gekommen.

Letztendlich wurden aber alle Normen erfüllt und der Generator kam wohlbehalten im Braunkohlekraftwerk Ledvice an. Eine Tatsache, die ohne die gute Zusammenarbeit mit den Siemens-Konstrukteuren nicht vorstellbar gewesen wäre. Zum Entladen wurde der Stromerzeuger mittels Waggonhydraulik angehoben, anschließend auf einem Schlitten abgesetzt und in Endposition gebracht. Womit ein Meilenstein für die Modernisierung des Kraftwerks im Norden Tschechiens finalisiert wurde.