Wie am Schnürchen – „Reaktor-Serienfertigung“ im Schwergutterminal Linz
24. März 2024 | Lucia Reinsprecht
Hubgerüst, Selbstfahrer und Portalkräne sind die Zutaten, welche Felbermayr im Auftrag des renommierten Apparatebauers Christof Group SBN heuer am Schwergutterminal Linz bereits zahlreich zum Einsatz brachte. „Wie hier in Linz haben wir auch in unseren Schwergutterminals in Krefeld am Rhein und Wien High-End-Schwerlastequipment vor Ort“, nennt Felbermayr-Abteilungsleiter Markus Hüttmeyer Gründe, warum Produzenten von Oversized-Cargos bei Felbermayr besonders gut aufgehoben sind. Voraussetzung für die Kunden sei auch das Vorhandensein von Fertigungshallen in unmittelbarer Nähe zum Wasser. Ein Vorteil, den auch die Christof Group mit einem Produktionsstandort im Linzer Schwergutterminal nützt.
Von Linz in die Welt
„Wir haben einen Exportanteil von mehr als 95 Prozent, lässt Filippo Colucci, Sales Director der Christof Group SBN wissen. Das sei auch der Grund, warum der unweit der Donau gelegene Standort in Linz hohe Bedeutung für die Christof Group habe. „Via Rhein, Main-Donau-Kanal und Donau ergeben sich hier für unsere meist überdimensionalen Komponenten Möglichkeiten nach West und Ost“, erklärt Colucci mit Verweis auf die Hochseehäfen in Rotterdam und Antwerpen sowie Konstanza am Schwarzen Meer. Das sei eine wesentliche Voraussetzung, um beispielsweise Kunden in Fernost bedienen zu können, welche mit Zielhafen Shanghai auch im Falle der drei Pool-Reaktoren nötig war.
Heavylift-Handling in Heimarbeit
Mehr als ein Jahr wurde seitens der Spezialisten zur Herstellung von Hochdruck-Equipment für die Düngemittelindustrie gearbeitet. Das fertige Produkt waren drei durch Stamicarbon lizenzierte Hightech-Behälter. „Für die Ausbringung der zwei etwa 32 Meter langen und rund 450 Tonnen schweren Kolosse wurde in der Fertigungshalle zunächst ein Hubgerüst – mit zweimal zwei Stempel, verbunden mit je einer Traverse – aufgestellt und am schwereren Ende positioniert“, berichtet Hüttmeyer von der Arbeit seiner Kollegen von der Abteilung Einbringung. Das andere Ende wurde am Hallenkran angeschlagen. In weiterer Folge wurde der Apparat angehoben, um mit einem sogenannten Selbstfahrer darunterfahren zu können. Für eine optimale Lastverteilung war dieser mit 18 Achslinien konfiguriert. Anschließend begann die kurze, aber beeindruckende Reise zum wenige hundert Meter entfernten Hafenbecken. „Dort wurden die Behälter aufgrund des Gewichts von mehr als 400 Tonnen mit beiden Portalkranen aufgenommen“, sagt Hüttmeyer und erklärt, dass die zwei Portale im Hafen über eine maximale Traglast von 400 und 200 Tonnen verfügen, weshalb eben beide in Kombination zum Einsatz kamen. Mit der sicheren „Landung“ der Stahlriesen im Schiffsraum endete der Auftrag für Felbermayr. Es folgte eine rund 1.000 Kilometer weite Fahrt am Wasserweg bis Antwerpen. Von dort ausgehend wurden die Behälter für den Weitertransport nach Shanghai auf Hochseeschiffe umgeschlagen. Mitte Mai folgte ein dritter, mit etwa 410 Tonnen Masse. Dieser wurde auf gleiche Weise ausgebracht und verschifft. Eine derartige Dichte an Behälterumschlägen sei nicht die Regel, merkt Hüttmeyer an und fügt hinzu, dass ergänzend zu den drei Pool-Reaktoren auch noch zwei weitere Behälter mit etwa 300 Tonnen für die Christof Group SBN, im Zeitraum von Januar bis Mai, verschifft wurden. Colucci dazu: „angesichts des boomenden Marktes für grünen Ammoniak und der industriellen Entwicklung zur Dekarbonisierung rechnen wir in den nächsten Jahren mit einer weiter ansteigenden Nachfrage nach diesem Equipment, wobei die Größe der Anlagen entsprechend den neuesten Lizenzentwürfen noch zunehmen wird.“