Engineered Solutions – 700 Tonnen schwere Brücke positioniert
11. September 2023
Bei meinem Einstieg bei Felbermayr Deutschland lag dieses Projekt auf meinem Schreibtisch“, blickt Martin van der Pluijm zurück. „Sechs Monate später war es schön, zu sehen, wie Zeichnungen und Berechnungen zum Leben erwacht sind und künftig einen Beitrag zur Mobilität in Deutschland leisten.“ Eine gelungene Premiere für den neuen Projektleiter des Felbermayr-Bereiches Engineered Solutions also.
Es galt, eine neben der Bahn und Bundesstraße B8 montierte, 700 Tonnen schwere Bogenbrücke mit 76 Metern Länge und 18 Metern Breite einzuschieben. Für den Brückenbauer und Auftraggeber Max Bögl ist das die längste Modulbrücke. Sie überspannt im spitzen Winkel die Bahnstrecke zwischen Emmerich und Oberhausen, die von der Deutschen Bahn bis 2025 dreigleisig ausgebaut werden soll.
Mit Stufenpressen angehoben
Felbermayr hob zuallererst den Stahl-Giganten auf dem Vormontageplatz mittels Stufenpressen auf drei Meter Unterkante an. „Wegen der Höhe, Breite und Windlast haben wir dann zwei SPMTs mit je 18 Achslinien darunter positioniert“, schildert Projektleiter van der Pluijm und setzt fort:„Für das Hochstapeln der Brücke auf die Einfahrhöhe von acht Metern wurde ein sogenanntes Stapelsystem mit vier Türmen auf den beiden SPMTs installiert. Jeder dieser Türme war für eine Traglast von 500 Tonnen ausgelegt. Um ein Durchbiegen bei den SPMTs zu minimieren, wurden die mittleren Achsen etwas angehoben.“ Nach dem Erreichen der Einfahrhöhe seien die SPMTs mittels Rohren stabilisiert worden.
Felbermayr ist mit Engineered Solutions seit Oktober 2020 tätig. Dadurch hat der Industriedienstleister sein Angebot bei technischen Lösungen für die Schwergutbranche beträchtlich erweitert und schon vielfach neue innovative technische Lösungen umgesetzt.
Millimetergenau eingeschoben
Tags darauf setzten die Spezialisten des Bereiches Engineered Solutions die insgesamt mehr als 800 Tonnen Transportgewicht langsam in Bewegung. Das geschah auf einer mittels Stahlplatten errichteten provisorischen Baustraße. Nach nur wenigen Stunden war die Fachwerkbogenbrücke positioniert, um 60 Zentimeter abgesenkt und auf den Widerlagern abgesetzt – und die spektakuläre Aktion erfolgreich abgeschlossen. „An einem solchen Tag muss alles klappen. Und es hat auch alles geklappt“, freut sich van der Pluijm.
Brücke überspannt „Transeuropäisches Netz“
Wesel liegt an der Bahnstrecke zwischen Emmerich und Oberhausen, die von der Deutschen Bahn modernisiert und in den nächsten Jahren auf drei Gleise ausgebaut werden soll. Das machte auch die neue Brücke notwendig. Dieses 73 Kilometer lange Teilstück ist Teil der Transeuropäischen Netze und verbindet den Ballungsraum Rhein/Ruhr nach Norden hin mit den Niederlanden. Als solches schließt es an die 2007 fertiggestellte, 160 Kilometer lange niederländische Betuwe-Linie an. Das ist eine der modernsten Güterverkehrsstrecken der Welt und verläuft vom Rotterdamer Nordseehafen Europoort bis an die deutsch-niederländische Grenze. Nach Süden hin reicht die Strecke als Bestandteil des europäischen Güterverkehrskorridors bis zum Hafen Genua in Norditalien.