Größtes urbanes Seilbahnnetz errichtet
16. Mai 2014 | Markus Lackner
Als unmöglich bezeichneten einheimische Kranunternehmer das Vorhaben zur Errichtung der insgesamt 67 Stützen für die drei Seilbahnverbindungen. Doch für die Mitarbeiter der Tiroler Felbermayr-Niederlassung in Wörgl waren die Herausforderungen von Anfang an überschaubar. „Wir haben viel Erfahrung im Umgang mit Mobilkranen in großen Höhen und in unwegsamen Gelände“, sagt dazu Elmar Gsaller, der seit etwa 20 Jahren auf Extrembaustellen wie dem Hintertuxer und dem Stubaier Gletscher in Tirol tätig ist und das Projekt als Kranfahrer vor Ort betreut. Nicht zuletzt begründe sich der erfolgreiche Start des Projektes aber auch in der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit der Firma Doppelmayr, kommentiert der seitens Felbermayr verantwortliche Bereichsleiter Johann Lettenbichler: „Vom Erstgespräch bis zum unterschriftsreifen Vertrag benötigten wir nur ein paar Tage.“ Bedenkt man, dass in Bolivien grundsätzlich gar keine Krane mit ausländischer Zulassung eingesetzt werden dürfen und die Verzollung Wochen in Anspruch nehmen kann, ist das durchaus beachtlich.
Aufgrund der positiven Erfahrungen mit Liebherr-Kranen in großen Höhen fiel die Entscheidung für Bolivien auch auf Geräte der Ehingener-Kranschmiede. Für den Weg zur Baustelle nach Bolivien wurden die 160, 130 und 90 Tonner zusammen mit Gelenkteleskop- und Scherenbühnen sowie Teleskopstapler in Bremerhaven verschifft und anschließend auf abenteuerlichen Wegen vom chilenischen Hafen Iquique zur Baustelle nach La Paz gefahren. Doch nicht nur die 1.000 Kilometer weite Anreise mit etwa 5.000 Höhenmetern war beschwerlich, auch die Arbeit vor Ort birgt Herausforderungen: „Die Schlaglöcher sind bis zu einem halben Meter tief, die Bodenwellen sind ebenfalls nicht zu unterschätzen“, erzählt Gsaller. Darüber hinaus sind auch Steigungen von etwa 18 Prozent keine Seltenheit. „Für Automatikgetriebe ist das ein Härtefall, die mussten wir zwischendurch immer abkühlen lassen.“
Doch nicht nur die Straßenverhältnisse fordern, auch der geringe Luftdruck macht Mensch und Technik gleichermaßen zu schaffen. So ist nicht nur der Betrieb von Dieselmotoren in dieser Höhe problematisch auch die Arbeiter haben es mitunter schwer, sich den ungewohnten Bedingungen in mehr als 4.000 Metern Seehöhe anzupassen. So haben einige der Monteure über Kopfschmerzen geklagt, wurden dann ins Krankenhaus eingeliefert und tagelang mit Sauerstoff versorgt. Andere wiederum sind gleich nach Hause geflogen, weil sie die Höhenkrankheit nicht in den Griff bekamen. „Der menschliche Organismus gewöhnt sich nur langsam an den niedrigen Luftdruck“, schildert Gsaller seine Erfahrungen. Für ihn und seine zwei Kollegen sei das aber zu keinem Zeitpunkt ein ernsthaftes Problem gewesen. „Wir sind Tiroler“, kommentiert er scherzhaft und mit unverkennbarem Dialekt.
Die Arbeiten zur Errichtung der ersten Seilbahnlinie begannen im Herbst 2013. Im Mai konnte die erste Verbindung durch Boliviens Präsident Evo Morales eröffnet werden. Sie verbindet die Städte La Paz und El Alto und trägt somit zu einer wesentlichen Entlastung des infarktgefährdeten Straßennetzes bei.Die Fertigstellung der beiden anderen Linien ist für Ende 2014 geplant.