Rekordfahrt – Bahntransport mit 482 Tonnen Slider

Rekordfahrt – Bahntransport mit 482 Tonnen

 

20. Dezember 2016 | Markus Lackner

Anfang Dezember 2016 wurde vom Felbermayr-Fachbereich für Internationale Tieflader-Bahntransporte (ITB) der schwerste jemals in Europa durchgeführte Schienentransport abgewickelt. Dabei wurde ein Generator-Stator inklusive Transporthilfsmitteln mit einer Masse von 482 Tonnen transportiert. Zur Bewältigung der Schienenfahrt in Polen kam ein 32-achsiger Tragschnabelwagen zum Einsatz.

Als der Stator am 5. Dezember 2016 gegen 16 Uhr sein Ziel im polnischen Kohlekraftwerk Jaworzno im Raum Katowice erreichte, war die Erleichterung der am Transport Beteiligten spürbar. Vorangegangen waren, ausgehend vom Jahr 2012, jahrelange Planungsarbeiten. Im April des gleichen Jahres wurde der Fachbereich ITB vonseiten Siemens Erlangen mit einer Machbarkeitsstudie für den Transport eines Stators samt Transporthilfsmitteln vom deutschen Lieferwerk Mülheim/Ruhr bis zum polnischen Kohlekraftwerk Jaworzno beauftragt.

Höchstleistung

Während der Vorlauf per Schiff bis zu einem polnischen Eingangshafen sehr rasch als darstellbar qualifiziert worden war, musste dem Transport auf dem Landweg in Polen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Als Eingangshafen kam in erster Linie Gdynia in Frage. Dieser im Raum Danzig gelegene Hafen würde auch von Schwimmkranen bedient werden, die Machbarkeit eines Umschlages vom Seeschiff auf den Waggon war somit sichergestellt. Nach eingehenden Untersuchungen konnte letztlich aber auch bestätigt werden, dass ein solcher Transport auf dem Verkehrsträger Schiene mit dem ITB-Spezialequipment möglich ist. Weitere detaillierte Abklärungen technischer, logistischer und kommerzieller Natur zogen sich über Jahre hin, bis das Projekt letztlich in die Umsetzungsphase gelangte.

Auftraggeber für den polnischen Transportanteil war die für die Montage des gesamten Kraftwerksblocks zuständige Firma Rafako. Als Auftragnehmer fungierte die Unternehmenstochter BEST Logistics, der auch die Federführung im Gesamtprojekt oblag, waren doch ebenso dem Schienentransport vor- und nachgelagerte Leistungen zu erbringen. Aus vertragsbedingten Gründen sollte der Übergabeort zwischen Verkäufer und Käufer nunmehr im Binnenhafen Opole liegen. Von Opole abgehend war zuvor ebenso eine Schienentransportlösung gefunden worden.

Ende November 2016 wurde das Schwerstück in Opole auf einen 32-achsigen Spezialwaggon der ITB verladen. Der Stator wurde in einen Zuggurttragrahmen des Versenders gehoben. Die Aufgabe dieses Rahmens lag in der Übernahme der Zugkräfte, ausgehend von den sogenannten Schnabelträgern des Spezialfahrzeuges. Die Druckkräfte wurden von Druckstützenübernommen, die gleichfalls vom Lieferwerk zur Verfügung gestellt worden waren. Somit waren in Summe 482 Tonnen in den Tragschnabelwagen eingehängt. Eine solche Masse wurde in Europa noch nie auf der Schiene befördert! Nach verschiedenen operativen Herausforderungen kam der Stator am 5. Dezember 2016 am späten Nachmittag am Bestimmungsort an.

Dieses Projekt hatte viele Väter. Ohne die besonnene Projektleitung durch den Geschäftsführer der BEST Logistics, ohne die fachliche Kompetenz und den überragenden Fuhrpark der ITB, aber auch ohne den engagierten Korrespondenten der ITB in Polen, wäre ein solches Projekt nicht darstellbar gewesen. Aber ganz besonderer Dank ist den Vertretern der polnischen Schienenbehörden zu zollen. Ohne deren fachliche Kompetenz, deren Flexibilität und vor allem deren Wollen, wäre es nicht gegangen.

Lösungen aus einer Hand

Abseits der Kernaufgabe des Schienentransports durch die ITB lieferte das Unternehmen Felbermayr und seine Tochterunternehmen auch für alle vor- und nachgelagerten Leistungen Lösungen. So betraute Siemens Haeger & Schmidt in Duisburg mit dem Schiffstransport des Stators von Mülheim/Ruhr bis Opole. Der polnische Kunde wiederum betraute BEST Logistics mit allen dem Schienentransport nachgelagerten Leistungen bis ins Maschinenhaus. Die Beistellung eines 1.000-Tonnen-Hubgerüstes seitens Felbermayr-Krefeld sowie eines 24-achsigen Selbstfahrers seitens Felbermayr Wels, für Arbeiten innerhalb des Kraftwerkes Jaworzno, komplettieren die beeindruckende Leistungsschau. Koordiniert wurden die verschiedenen Transportabschnitte und -sequenzen durch BEST Logistics.

Übrigens, mit dieser Schienenfahrt hat die ITB ihren eigenen, alten Rekord überboten. Dieser lag bei 475 Tonnen Einhängegewicht, datiert aus dem Jahr 2000, ebenfalls ein Siemens-Stator mit Zuggurttragrahmen und Druckstützen, für das Kohlekraftwerk Niederaussem im deutschen Ruhrgebiet.

Slide
Rekordfahrt – Bahntransport mit 482 Tonnen
Slide