Steinhandwerk verleiht Haus Individualität und Funktion
30. Juni 2024 | Lucia Reinsprecht
Der Bauherr hatte anfangs überlegt, die Fassade aus Keramik oder Aluminium- Verbundplatten herstellen zu lassen. Doch nach dem Blick auf das Betriebsgebäude von West-Asphalt mit einer Fassade aus großformatigen Natursteinplatten war für ihn schnell klar, dass auf diese Weise auch sein Haus gestaltet werden soll. Eine solche Natursteinfassade vereint Ästhetik, Langlebigkeit und Funktionalität. Naturstein ist vor Jahrmillionen entstanden, also ressourcenschonend und nachhaltig, zudem robust und widerstandsfähig gegen alle Wettereinflüsse. Weiters verleiht sie Gebäuden zeitlose Schönheit und einen einzigartigen Charakter.
Platten einzeln vermessen
Doch ein größeres Haus perfekt damit „einzukleiden“ ist alles andere als einfach. „Für die Entwicklung und Ausführung eines solch komplexen Bauvorhabens ist ein ganzes Team von Fachleuten erforderlich“, betont Projektleiter Reinhold Wersching von West-Asphalt. In diesem Fall waren es Polier Thomas Doblinger, der technische Zeichner Bernhard Grafenberger sowie Philip Müller und Daniel Toth, welche mit ihrem Abteilungsleiter Johannes Eder Großartiges vollbrachten. „Die erste Herausforderung bei diesem Objekt waren die großen Plattenformate, die sich der Kunde gewünscht hat. Wir haben diese nach den Naturmaßen auf der Baustelle und den Vorstellungen des Bauherrn computerunterstützt visualisiert und dabei detailgetreu mit allen Bohrungen für die Verankerungen und Sonderbearbeitungen wie Sichtkanten dargestellt.“
Fast nur Unikate
Nach diesen Vorgaben wurden dann die rund 1.200 Natursteinplatten für die Außenfassade und weitere 300 für Böden im Innen- und Außenbereich millimetergenau maßgefertigt – gleich dort, wo diese Steine auch abgebaut werden: in Bayern. Fast alle Platten sind Unikate, es gibt beim ganzen Objekt gerade einmal 60 Platten, die baugleich sind. „Für die ungewöhnlich großen und dementsprechend schweren Platten gibt es kaum serienmäßig hergestellte technische Anker, noch dazu, wenn die Architektur mit auskragenden Elementen arbeitet“, weiß Wersching. „So mussten wir Sonderanker aus Edelstahl dafür entwickeln, statisch berechnen und fertigen, die dreidimensional in Tiefe, Länge und Höhe verstellbar sind und auch das Gewicht einer bis zu 260 Kilogramm schweren Platte aufnehmen können.“
Aufwendige Montage
Eine weitere Herausforderung war dann die präzise Montage auf insgesamt 46 Fassadenflächen, unterschiedlich in Größe und Geometrie, überwiegend vertikal, aber auch horizontal. „Üblicherweise werden Natursteinplatten mit einer Fläche von maximal 0,8 bis 0,9 m2 vorgehängt, die kann man händisch zu zweit oder zu dritt heben und montieren. Nachdem aber die Platten bei diesem Projekt viel größer waren, mussten wir uns überlegen, wie wir diese am besten manipulieren können. Dafür braucht es entsprechende Hebegeräte. Das statisch für diese Arbeiten ausgelegte Gerüst ist von unserer Mannschaft auf- und immer wieder umgebaut worden“, beschreibt Wersching die aufwendigen Arbeiten.
Zusätzlich waren 150 Quadratmeter der Fassade im „Stone-Face” auszuführen. Insgesamt wurden rund 160 Tonnen Naturstein verbaut – dieser repräsentiert das Objekt jetzt in einer perfekten Art und Weise. Zuvor hatte das Team von West Asphalt noch die hinterlüftete Wärmedämmung an den Wänden angebracht. Auch entwickelte und montierte es Sonderverkleidungen in Leichtbauweise für bewegliche Teile wie Garagentor und Outdoorküche.
Hoch- und Erdbau
Im Vorfeld zur Fassadengestaltung wurden vom Felbermayr-Bau die Erd- und Baumeisterarbeiten durchgeführt. Somit wurde das Haus in nur fünf Monaten in Betonbauweise, aus statischen Gründen mit Elementdecken und Hohlwänden, hergestellt. Insgesamt wurden dafür 1.400 Kubikmeter Beton, 140 Tonnen Stahl und 5.000 Kubikmeter Aushub verarbeitet.