Brücke mit SPMT eingefahren
30. November 2020 | Markus Lackner
Üblicherweise wird ja auf Brücken gefahren. Im Fall einer neuen Stahlbogenfertigteilbrücke in Düsseldorf musste diese jedoch zuvor selbst gefahren werden, um sie später zweckdienlich benützen zu können. „Möglich wurde das durch zwei jeweils parallel gekoppelte SPMTs mit zwölf Achslinien, wovon jede über vier Räder verfügt“, beschreibt Felbermayr-Bereichsleiter Kees Kompier die Fahrzeugkonfiguration, welche es insgesamt auf 192 Räder brachte. Somit war das Gewicht der 750 Tonnen schweren Brücke auch gut aufgeteilt und konnte „sanft“ vom Montageplatz unweit des finalen Brückenstandortes in Endposition gebracht werden. Doch bevor der Selbstfahrer zum Einsatz kam, mussten zahlreiche Vorbereitungen getroffen werden.
Hydraulische Stufenheber bringen Brücke auf Niveau
Beeindruckend bei der Brücke sei aber nicht nur das Gewicht von 750 Tonnen, sondern auch ihre Länge und Breite von 66 beziehungsweise 25 Metern, betont Kompier. Wirklich relevant für das Engineering war aber die Tatsache, dass die Brücke auf einer minimalen Höhe von nur 1,8 Metern errichtet wurde. Die Transportrahmen auf den SPMTs erreichten jedoch eine Höhe von etwa fünf Metern. Das war auch jene Höhe, auf der sich die Widerlager befinden, auf denen sie später final abgesetzt werden sollte. Die Projektierung sah also vor, die Brückenunterkante auf eine Höhe von mehr als fünf Meter zu bringen, um später mit den SPMTs inklusive Transportrahmen unter die Brücke fahren und für den Transport mit der Fahrzeughydraulik anheben zu können. „Das gelang mittels sogenannter hydraulischer Stufenheber“, erklärt Kompier und merkt an, dass durch die gründliche Vorbereitung und durch den Einsatz des erfahrenen Fachpersonals möglich gewesen sei, den Einsatz innerhalb weniger Stunden zu erledigen.
Wie geplant geschah es dann auch und so konnte die 750 Tonnen schwere Brücke am folgenden Tag von den SPMTs „geschultert“ und an ihren finalen Platz verfahren werden. Doch was sich hier so einfach liest, bedarf viel Fingerspitzengefühl, denn „mitsamt den Selbstfahrern erreichten wir ein Transportgesamtgewicht von rund 1.000 Tonnen“, sagt Kompier, „und das mit einem nur wenige Zentimeter großen Joystick in der Hand auf wenige Millimeter genau in die dafür vorgesehene Öffnung zu bringen, bedürfe neben Erfahrung schon auch einer gewissen mentalen Stärke – vor allem unter den Augen zahlreicher kritischer Zuschauer “, schmunzelt Kompier und streut den Kollegen Rosen. Groß war aber auch die Freude in Bezug auf das zur Verfügung gestandene Zeitfenster, denn schließlich waren vom Auftragseingang bis zum Erreichen der Finalposition der Brückenkonstruktion nur drei Wochen vergangen.