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Duett der Giganten

 

14. Juli 2014 | Markus Lackner

Auf eine gelungene Premiere mit dem LR11000 kann die Felbermayr Hebetechnik verweisen. Der 1.000-Tonnen-Kran war, zusammen mit einem weiteren Schwergewicht, Ende Mai für den Hub eines 358 Tonnen schweren „Butylenesplitter“ zum Einsatz gekommen. Schauplatz des Spektakels war eine Raffinerie der Petrom in Rumänien.

Für den Turnaround der Raffinerie in Ploiesti kam das Who is who der Felbermayr Hebetechnik zum Einsatz“, sagt Thomas Titura über den Auftrag des rumänischen OMV-Tochterunternehmens Petrom – genauer 68 Krane und 22 Hebebühnen mit Einsatzhöhen von bis zu 103 Meter. Bei den Mobilkranen reichte das Aufgebot bis zum 500 Tonnen Kran. Highlight unter den Hubgeräten waren aber zwei LR1750 mit einer maximalen Tragkraft von 750 Tonnen und der 1.000-Tonnen-Kran mit der Bezeichnung LR11000. Da Felbermayr den Auftrag für die Hebe- und Transportarbeiten exklusiv erhalten hatte, waren auch sieben Schwerlastzugmaschinen mit allfällig benötigten Tiefladern im Dauereinsatz.

Transporte mit Hindernissen

Um die Funktionsfähigkeit von Raffinerien zu erhalten, müssen sie in regelmäßigen Abständen heruntergefahren und gewartet werden. Dieser sogenannte Turn­around findet meist alle vier Jahre statt. Im Falle des Turnarounds der Petrom-Raffinerie in Ploiesti konzentrierten sich die Arbeiten auf die FCC-Anlage zur Herstellung von Benzin. Im Wesentlichen wurden dabei vier Komponenten mit Stückgewichten von 81 bis 358 Tonnen transportiert und eingehoben.

Drei dieser insgesamt vier Komponenten wurden aus dem 100 Kilometer entfernten Buzau zur Raffinerie transportiert. Während die beiden etwa 80 Tonnen schweren Teile mit einem 10-achsigen Semitieflader transportiert werden konnten, mussten für den 358 Tonnen schweren „Butylensplitter“ 32 Achslinien zum Einsatz kommen. „Trotz der Länge von 56 Metern und einem Durchmesser von 4,9 Metern schafften wir den Transport dieser Kolonne statt der geplanten drei Tage in nur einem Tag“, freut sich Titura und erklärt die Überwindung von einem der größten Hindernisse etwa 30 Kilometer vor der Raffinerie: „Dort war eine Brücke, welche nicht die nötige Traglast aufwies. Deshalb entschieden wir uns, die je 16 Achsen unter Einsatz eines Drehschemels versetzt zu fahren. Dadurch konnte eine ideale Lastverteilung erreicht werden“. Aufgrund der Gesamtlänge von etwa 84 Metern war auch so manche Ortsdurchfahrt nur sehr schwer zu beherrschen. Dank detaillierter Streckenstudien gab es aber keine Überraschungen und die Transporte konnten planmäßig angeliefert werden. Das traf auch auf die Lieferung der vierten Kolonne mit Ausgangsort Bukarest zu. Diese 81 Tonnen schwere Komponente holten wir mit einer Kesselbrücke im Werk ab. Um sie auch in der Raffinerie transportieren zu können, wurde sie mit zwei Mobilkranen auf einen achtachsigen Semitieflader umgeschlagen. Da sich aber auch im Werk immer wieder Rohrbrücken mit geringen Durchfahrtshöhen in den Weg stellten, musste das Teil noch einige weitere Male mit Kranen über diese Hindernisse hinweggehoben werden. Das traf natürlich auch für alle anderen Kolonnen zu. Eine Besonderheit in Sachen Transport bildete auch noch der Reaktorkopf mit Ausgangsort Deggendorf. Wegen seines Durchmessers von 5,44 Metern passte er nicht durch das Werkstor und musste mit einem 500-Tonnen-Kran über den Zaun der Raffinerie gehoben werden.

Premiere für 1.000-Tonnen-Kran

Für das Einheben der 56 Meter langen und 358 Tonnen schweren Kolonne kamen der LR11000 und ein LR1750 zum Einsatz. „Diesem Hub waren zahlreiche Studien vorausgegangen, die etwa ein Jahr zuvor begonnen haben“, sagt Titura. Letztendlich erreichten beide Krane zusammen ein Einsatzgewicht von 1.788 Tonnen. Der LR11000 wurde direkt vom Liebherr Werk in Ehingen per Schiff und Straße auf die Baustelle transportiert. Für die 358 Tonnen schwere Komponente wurde ein neues erdbebensicheres Fundament hergestellt. Das sei aufgrund neuer Vorschriften nötig gewesen, erklärt Titura. Für den Hub wurde zunächst der Haken des LR11000 am Kolonnenkopf angeschlagen und der Haken des als Nachführkran eingesetzten LR1750 am unteren Ende. Jetzt konnten die Krane ihre Arbeit beginnen. Langsam aber stetig erhob sich der Reaktorkopf in die Höhe, bis er letztendlich eine Höhe von etwa 68 Metern erreichte. Der LR1750 führte die Last behutsam nach und verhinderte so ein Schwingen der 56 Meter hohen Kolonne. Der Ausleger des LR11000 erreichte dabei eine Höhe von 93 Meter. Jetzt konnte der LR1750 abgeschlagen werden. Zusammen mit 450 Tonnen Schwebeballast, 210 Tonnen Dreh­bühnenballast und 50 Tonnen Zentralballast drehte sich jetzt der LR11000 noch um 180 Grad. Anschließend musste der Kran mit schwebender Last noch um einige Meter Verfahren werden, sodass die Kolonne zentimetergenau über dem Fundament platziert werden konnte. Jetzt war der Augenblick gekommen, wo die Last in Millimeterarbeit über den Gewindestangen abgesenkt werden konnte. Nach ­einigen Stunden konzentrierter Arbeit des Kranführers war es geschafft, die Kolonne hatte ihre Endposition erreicht und konnte von den Monteuren fixiert werden. Da die neue Kolonne parallel zur alten eingebaut wurde, war im Anschluss noch die Demontage und der Abtransport der alten Kolonne nötig.

Nach etwa vier Wochen intensivem Geräteeinsatz war die Arbeit von etwa 100 Felbermayr-Mitarbeitern beendet. Der Erfolg des Projektes sei laut Titura zu einem wesentlichen Teil auch der guten Zusammenarbeit mit den anderen beteiligten Firmen zuzuschreiben. „Da wir bereits zum dritten Mal bei solchen Wartungsarbeiten dabei sind, kennen wir die Raffinerie schon sehr genau“, sagt Titura weiter und freut sich über die hervorragende Zusammenarbeit mit der OMV-Tochter Petrom. Die Freude ist übrigens auch auf Auftraggeberseite groß: „Profis, die auch komplizierte Situationen  beherrschen!“, kommentiert Petrom-Produktionsmanager Bertram Muchan die seitens Felbermayr erbrachten Leistungen.