Engineered Solutions Brückenmontage mit SPMT Slider

Engineered Solutions – Meisterstück mit SPMT für Brückenmontage

 

21. November 2023 | Isabella Mittermair

Eine 530 Tonnen schwere Straßenbrücke bei neun Prozent Gefälle durch den Ort zu transportieren und über eine Bahnstrecke millimetergenau einzuschieben: Diese außergewöhnliche Herausforderung hat das Engineered Solutions-Team der Niederlassung Krefeld Anfang Juli in Hessen mit Bravour gemeistert.


Am 1. Juli waren jede Menge Kameras und Smartphones entlang der Wiesbadener Straße in Niedernhausen/Hessen gezückt: Schließlich rollt nicht alle Tage eine 73 Meter lange und 12 Meter hohe Stahlbogenbrücke dicht an den Häusern vorbei oder schwebt langsam über Gartenzäune hinweg.

Viereinhalb Meter angehoben
„Wir haben die Brücke am Montageplatz außerhalb des Ortes mittels Stapelhubsystem rund viereinhalb Meter angehoben und die beiden SPMT mit jeweils 16 Achsen und Aufbauten darunter positioniert. Aufgrund der Breite von 12,5 Meter haben wir die Brücke so hoch transportiert, um mit der Unterkante über die Gartenzäune fahren zu können“, schildert Felbermayr-Bereichsleiter Kees Kompier, von Engineered Solutions. So mussten im Vorfeld nur wenige Äste und Sträucher entlang der 500 Meter langen Transportrecke gestutzt werden.

Keine drei Stunden dauerte das Aufsehen erregende Spektakel auf der Straße mit neun Prozent Gefälle. „Da ist es für einen solchen Schwertransport brutal runtergegangen“, meint Kompier. „Aber die SPMTs verfügen über ein gutes Brems- beziehungsweise Rückhaltesystem, sodass die Bergabfahrt reibungslos erfolgen konnte.“

Vor dem Einschieben abgestapelt
Die Brücke wurde vor dem ersten Widerlager von der Kletterpresse übernommen und auf 1,5 Meter – exakt dem Gefälle für den Einschub entsprechend – abgestapelt. „Dann hatten wir eine Woche Zeit für die Vorbereitung des Einschubs“, sagt Kompier. In dieser Zeit wurden unter anderem rund 100 Tonnen stahlverstärkte Betonplatten auf der Brücke positioniert, um den Schwerpunkt auf die hintere Hälfte zu verlagern.

Drei Jahre im Voraus muss bei der Deutschen Bahn die Sperre eines Abschnittes für Bauarbeiten beantragt werden – auf den Tag genau, selbst für eine Regionalstrecke wie diese. Deswegen wurden alle Vorarbeiten auf den Tag X abgestimmt. Die Bahnstrecke war von Freitag, 7. Juli, 23:00 Uhr, bis Montag, 10. Juli, 5:00 Uhr, gesperrt. „Wir haben dann Tag und Nacht in zwei Schichten gearbeitet“, blickt Kompier zurück.

Brücke über zehn Gleise eingeschoben
Das Meisterstück lieferte das Felbermayr-Team mit dem Einschub über die zehn Gleise südöstlich des Bahnhofes Niedernhausen. Die Brücke wurde dafür wieder angehoben und in der schwereren Hälfte von zwei SPMT mit je sechs Achsen aufgenommen. Dahinter dienten zwei zehnachsige und mit Stahlplatten beschwerte SPMT als zusätzliche Antriebs- beziehungsweise Bremsfahrzeuge – für eine maximale Sicherheit beim Einschieben zum tiefer gelegenen Brückenkopf gegenüber. Die nun insgesamt 630 Tonnen schwere Konfiguration wurde über eine hydraulische Presse mit Gleitlager geschoben – 37 Meter bis zu einem Verschubträger mit 500-Tonnen-Stufenpresse in der Mitte der Gleisanlagen. „Wir hatten diesen extra Träger mit extra Umlagerung aufgrund der starken Neigung drei Wochen zuvor aufbauen müssen“, erklärt Kompier. Die millimetergenaue Ankunft der zu schweben scheinenden Brücke auf den beiden Gleitlagern der Mittelstütze war ein Schauspiel der Sonderklasse.

Auf Widerlagern abgesetzt
Der weitere Einschub verlief ebenso präzise. „Danach ist die Brücke von Stapelpressen übernommen worden, dann haben wir Träger und andere Hilfseinrichtungen abgebaut, die Brücke auf der Einschubseite dreieinhalb Meter abgestapelt und auf den Widerlagern aufgesetzt. Bereits am Sonntagabend um 19:00 Uhr sind wir schon bei einem guten Essen zusammengesessen“, blickt Kompier zurück. „Wir haben also alles schnell über die Bühne gebracht.“

Das zwölfköpfige Felbermayr-Team hat mit dem Brückeneinschub ein technisch herausforderndes Projekt perfekt umgesetzt. Dabei war nur eine extrem kurze Vorbereitungszeit von drei Monaten zur Verfügung gestanden. „Wir haben viel Lob von den Behörden, vom Bauherrn, den Eigentümern und unseren Partnern bekommen. Jeder war wirklich begeistert,“ freut sich Kompier.

Slide