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„Nachlauf“ auf der Wasserstraße

 

29. November 2021 | Markus Lackner

In Police entsteht derzeit eine gigantische Polypropylen-Anlage. Es ist aktuell eines der größten Investitionsvorhaben in Polen. Best Logistics, ein Felbermayr-Tochterunternehmen, hat dabei im Rahmen der weltweiten Transportlogistik den Auftrag für den „Nachlauf“ von bis zu 900 Tonnen schweren Einzelkomponenten übernommen. Nach rund zwölf Monaten Laufzeit konnte der Auftrag im Oktober abgeschlossen werden.

Schon seit etwa sechs Jahren, so erinnert sich Andreas Häfner, Mitbegründer und Geschäftsführer von Best Logistics, ist Felbermayr mit diesem Großprojekt befasst gewesen. Seinerzeit ging es um die Erstellung einer Machbarkeitsstudie für eine solche Anlage in Police.

Nachdem diese Studie zu einem positiven Ergebnis gelangt war, erhielt die Hyundai Engineering Company, Korea, den Zuschlag zur Lieferung und Errichtung der Anlage. Das Logistikunternehmen Deugro, ebenfalls in Korea beheimatet, hatte dabei die Aufgabe übernommen, die Transportkette bis zum werkseigenen Hafen des Chemieunternehmens Azoty Police zu organisieren. Für die bis zu 35 Kilometer lange Strecke von den polnischen Seehäfen Szczecin, Swinemünde und Police wurde das Felbermayr-Tochterunternehmen Best Logistics beauftragt.

Eine beinahe konsequente Entscheidung, denn das in Szczecin ansässige und im Jahr 2000 gegründete Unternehmen Best Logistics hatte sich in seinen Anfängen auf Großraum- und Schwertransporte auf Wasserstraßen im Binnenland Polens spezialisiert. Und der Transport der Großkomponenten auf der Straße war in diesem Fall nicht möglich. Der Auftrag allerdings stellte für das nun über 20 Jahre erfolgreiche Unternehmen eine besondere Herausforderung dar – und war zugleich der größte Einzelauftrag für Best Logistics.

„Der werkseigene Hafen in Police weist gerade einmal etwa 3,50 Meter Wassertiefe auf und war insgesamt für das Anschiffen der Großkomponenten gerade ausreichend groß. Um zum Beispiel den 95 Meter langen und gut 900 Tonnen schweren Splitter in Police anlanden zu können, haben wir eigens ein spezielles RoRo-Pontonschiff (aus dem Engl. Roll on, Roll off) in Finnland gechartert“, beschreibt Andreas Häfner eine der Herausforderungen.

Insgesamt 26 Schwergut-Hochseeschiffe mit etwa 19.000 Tonnen Frachtgut galt es seit Oktober 2020 vor allem in Szczecin, aber auch in Swinemünde und Police selbst zu entladen. Dies konnte nur mit bordeigenen Kranen der Schwergutschiffe erfolgen. Umgeschlagen wurden die Anlagenkomponenten auf RoRo-Spezialschiffe, Pontons und Binnenschiffe. „Uns oblag bei diesem Auftrag nicht nur die Bereitstellung des Frachtraums ab den Seehäfen bis zum Werkshafen. Wir waren auch zuständig für die entsprechenden Vorbereitungen und für das Lashing – also die Ladungssicherung“, führt Andreas Häfner weiter aus.

Im Werkshafen von Azoty Police wurden die „leichteren“ Komponenten schließlich mittels Kranen und die schweren Komponenten im RoRo-Verfahren entladen und auf Schwertransporteinheiten bis zu den jeweiligen Montagefeldern transportiert. Und nach gerade einmal einem Jahr übernahm dann Best Logistics im Oktober 2021 die letzten Komponenten für das Projekt „EGAT Police“ im Hafen von Szczecin: Eine 200 Tonnen schwere Coldbox wurde durch den Bordkran eines Schwergutschiffes auf ein Ponton umgeschlagen, mit dem es dann zum Werkshafen von Azoty Police ging.

Der Neubau der Großanlage zur Herstellung von Polypropylen soll noch im kommenden Jahr in Betrieb gehen.