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1.100 Tonnen Stahlbrücke installiert

 

9. Januar 2025 | Lucia Reinsprecht

Eine knapp 1.100 Tonnen schwere Fachwerkbrücke aus Stahl mitten in der deutschen Bundeshauptstadt zu verschieben und anschließend über Bahngleisen zu montieren, das war selbst für die Heavy-Lift-Experten des Felbermayr Fachbereichs Engineered Solutions aus Krefeld eine besondere Herausforderung. Ende September konnte dieser Auftrag erfolgreich abgeschlossen werden.

Der Austausch der alten Eisenbahnbrücke mitten im Berliner Stadtteil Lichtenberg war ein wichtiger Meilenstein im Zuge der Modernisierung der Bahninfrastruktur. So hatte das alte Kreuzungsbauwerk „Kietz“ das technische Lebensende erreicht und musste ausgetauscht werden. Dabei musste sich das Team rund um den 29-jährigen Projektleiter der Engineered Solutions, Jens Fuchs, einigen Herausforderungen stellen: „Zum einen müssen bei Bahninfrastrukturprojekten Gleise gesperrt werden. Das bedeutet, dass unsere Arbeiten innerhalb eines begrenzten Zeitfensters reibungslos ablaufen müssen“, erläutert Fuchs. Zusätzlich forderten auch die beengten Platzverhältnisse mitten in der Millionenmetropole die Heavy-Lift-Experten. „Unser Montageplatz war kaum größer als die Brücke selbst“, zeichnet Fuchs das Bild von den Gegebenheiten vor Ort. Kurz vor dem Projektstart kamen außerdem noch unerwartet Setzungen des Dammes sowie unterirdisch verlegte Leitungen als Problemstellungen hinzu. „Wir mussten zwar mehrfach umplanen, konnten letztendlich jedoch fristgerecht starten“, so Fuchs.

Komplexe Technik
Mit viel Engagement, dem effizienten Einsatz des Schwerlastequipments wie Stufenpressen, Klettersystemen, Verschubbahnen und Litzenheber sowie der Unterstützung der Felbermayr-Niederlassungen Bautzen und Dresden startete das Projekt nach einem Jahr Planung termingerecht. Dafür wurde zunächst mit dem Aufbau der komplexen Technik an zwei Baufeldern begonnen. Startpunkt des Verschubs der 63 Meter langen und 12 Meter breiten Fachwerkbrücke war ein ehemaliger Skatepark südlich des Bahndamms. Auch hier unterstützten die Engineered Solutions: „Wir haben bereits im Frühjahr damit begonnen, die 24 Meter langen und 80 Tonnen schweren Brückensegmente mit unseren SPMTs zum Vormontageplatz zu transportieren. Dort wurde die Brücke segmentweise hergestellt“, so Fuchs über den Ablauf der Vorbereitungen.

Achteinhalb Meter hochgestapelt
Im September begann dann die eigentliche „Materialschlacht“. Das Brückenbauwerk mit 1.100 Tonnen Endgewicht wurde zunächst mittels Stufenhebern auf über vier Meter hochgestapelt. Das war nötig, um anschließend ein Klettersystem inklusive Träger und Verschubbahn unter der Brücke zu positionieren, um diese in ihrer Gesamtheit um weitere viereinhalb Meter anzuheben – somit konnte das Niveau des Bahndamms in über acht Metern Höhe erreicht werden. Weiter ging es mit einem 24 Meter langen Querverschub von der Montagefläche auf den Bahndamm. „Dafür haben wir zwei Trägerbahnen auf dem Bahndamm aufgebaut und mit den Trägern unter der Brücke verbunden und anschließend auf den Trägerbahnen die Verschubbahn aufgebaut“, erklärt Fuchs den technischen Vorgang. Für die Montage der Träger, welche zum Teil freitragend waren. Aufgebaut wurden diese mit einem 230-Tonnen-Kran der Niederlassung Bautzen sowie Arbeitsbühnen und Stapler aus Dresden. Auf dem Bahndamm wurde die Brücke schließlich mittels hydraulischer Verschublager übernommen und für den letzten „Akt“ vorbereitet.

80 Meter Längsverschub
Um die neue Bahnbrücke in ihre Endposition über den Gleisen der Verbindung Berlin – Küstrin-Kietz zu bringen, erfolgte im Anschluss ein 80 Meter weiter Längsverschub. Dafür wurde die Stahlbrücke zunächst mittels Verschublagern über den Bahndamm weiter in Richtung Gleise geleitet. Für den Längsverschub wurden insgesamt sechs Turmsektionen mit einer Höhe von über sieben Metern neben den Bahngleisen aufgebaut. Diese wurden für das anschließende Abstapeln benötigt. Da der Sicherheitsabstand zwischen S-Bahn und Montageplatz zu gering war, durften zwei Türme nur innerhalb einer Sperrpause, eine Woche vor dem Längsverschub, aufgebaut werden. Aufgrund des engen Zeitfensters der Streckensperrungen musste jeder Handgriff sitzen. Schließlich sind Millionen Stadtbewohner auf die Pendlerstrecke angewiesen. „Aber auch das hat wunderbar und reibungslos funktioniert“, zeigt sich Fuchs stolz. Im letzten Kraftakt war die Brücke über die Verschublager vom Bahndamm Richtung Turmsektionen geglitten. Binnen 48 Stunden konnte die neue Fachwerkbrücke schließlich in sieben Metern über dem Boden in ihrer Endposition abgestapelt und montiert werden. „Gleich danach mussten wir die Turmsektionen wieder abbauen“, so Fuchs. „Aufräumen“ in Rekordzeit können die Experten der Engineered Solutions eben auch. Den Abschluss des Projekts krönte ein mehr als nur zufriedener Auftraggeber. „Wir haben sehr viel Lob und Dank erhalten“, so Fuchs abschließend.

Steile Karriere: Vom „Azubi“ zum Projektmanager
Mit dem höchst erfolgreichen Abschluss des Projekts feiert Jens Fuchs nicht nur sein zehnjähriges Jubiläum in der Felbermayr-Group. Mit seinem Debüt als Projektleiter bei einem Brückenverschub hat der Youngster zudem erfolgreich seine Abschlussarbeit und somit das Studium als Bauingenieur an der Fachhochschule in Berlin abgeschlossen. Der gebürtige Erlanger startete seine erfolgreiche Berufslaufbahn mit einer Ausbildung als Speditionskaufmann in der Felbermayr-Niederlassung Nürnberg. Mit der Unterstützung durch Felbermayr erweiterte Fuchs seine Fähigkeiten und avancierte vom Sachbearbeiter zum Fachwirt. Während seines anschließenden Studiums in Berlin arbeitete Fuchs weiterhin in Teilzeit. Nach dem erfolgreichen Studium 2023 wollte er sich einer neuen Herausforderung innerhalb des Unternehmens stellen und fand diese im Fachbereich Engineered Solutions in Krefeld. Dort stellt er seine Expertise fortan als Projektingenieur und Projektmanager unter Beweis.