Transport von 34.000 Frachttonnen für ein Kraftwerk Slider

Länderübergreifende Meisterleistung für ein Kraftwerksprojekt

 

4. August 2025 | Susanne Winter

Eines der bisher größten Transport-Projekte bei Felbermayr findet im Spätsommer 2025 seinen Abschluss. Felbermayr lieferte innerhalb eines Jahres sämtliche technische Komponenten – mehr als 34.000 Frachttonnen Material beziehungsweise rund 1.600 Packstücke – für das Gas- und Dampfkraftwerk Mintia in Rumänien. Zu den größten Komponenten zählten jeweils drei Generatoren, Transformatoren sowie die Turbinen.

„Das Projekt war technisch und logistisch eine große Herausforderung, denn das Kraftwerk liegt mehr als 250 Kilometer von allen schiffbaren Wasserstraßen entfernt. Es waren alle Kernkompetenzen der Felbermayr-Group gefordert: Binnenschifffahrt, Hafenumschlag, RoRo Schiffsraum sowie Straßentransporte“, berichtet Peter Niedermair-Auer, Projektleiter Felbermayr-Projektabteilung Wels.

Erste Komponenten im Mai 2024 geliefert

Lediglich ein knappes Jahr lang wurde das Projekt geplant, bis im Mai und Juni 2024 die ersten größeren Komponenten zum Kraftwerk transportiert wurden. Die beiden Gasturbinen kamen zerlegt mit dem Binnenschiff aus Berlin, wurden im Hafen in Linz auf ein weiteres Binnenschiff umgeschlagen und nach Budapest transportiert. Im Hafen Csepel wurden sie auf Tieflader geladen und damit zum Kraftwerk Mintia gefahren. Die Gasturbinen kamen in jeweils zwölf Packstücken. Das schwerste Teil wog 150 Tonnen bei einer Länge von 13,7 Metern und einer Breite von 3,6 Metern. Acht Transporte pro Turbine waren nötig.

Die Dampfturbine wurde im April 2025 von Mühlheim mit dem Binnenschiff abgeholt, in Linz in ein anderes Binnenschiff umgeschlagen und nach Szeged transportiert. Sie wurde demontiert mit sieben Schwertransporten und etlichen Zubehörladungen nach Mintia geliefert. Das schwerste Teil wog 150 Tonnen bei 6 Metern Breite, 9,90 Metern Länge und 3,90 Metern Höhe.

„Wir hatten mit den üblichen Herausforderungen auf rumänischen und ungarischen Straßen zu kämpfen, wie alte Brücken und enge Ortsdurchfahrten. Es mussten im Vorfeld viele statische Berechnungen und Streckenprüfungen erfolgen“, berichtet Niedermair-Auer und setzt fort: „Ohne die lokale Unterstützung von Eszter Balog in Ungarn und Marius Tudose in Rumänien, wäre das Projekt in dieser Weise nicht möglich gewesen.“

380 Tonnen schwere Generatoren

Die schwersten Bauteile wurden Anfang 2025 transportiert. Alle drei Generatoren mit jeweils rund 380 Tonnen Gewicht kamen mit dem Hochseeschiff aus Charleston (USA) ­– zwei bereits im Februar, einer später im Mai. Sie wurden im Terminal von PSA Breakbulk in Antwerpen, Belgien, auf ein Binnenschiff umgeschlagen und in den Hafen Linz transportiert. Die Abwicklung erfolgte durch Haeger & Schmidt Logistics. In Linz wurden die Generatoren auf den RoRo30 genannten Schubleichter umgeschlagen. Einer der beiden wurde bereits zuvor auf einen 12-achsigen 3-file SPMT verladen und gesichert. Die Fahrt führte zuerst auf der Donau, dann via Theiß nach Tape in Ungarn. Über eine sogenannte RoRo-Rampe (aus dem englischen Roll-on, Roll-off) rollte der SPMT mit dem ersten Generator aus dem Schiff aus und fuhr direkt weiter durch die Stadt Mako. Auf einem Umladeplatz wurde der Generator mittels Tower-Lift und Litzenheber-System vom SPMT auf ein weiteres Transportfahrzeug gehoben.

Größter Straßentransport Ungarns

Mit 2 mal 20 Achslinien und Hub-Hebel-Seitenträgerbrücke von Baumann wurde der Generator anschließend rund 270 Kilometer auf der Straße über die Grenze zum Kraftwerk in Mintia in Rumänien transportiert. Die Gesamttransportlänge betrug 100 Meter, war 6 Meter breit und 5,4 Meter hoch. Das Transportgesamtgewicht brachte 770 Tonnen auf die Waage.

Es war der größte Straßentransport in der Geschichte Ungarns und die Organisation demnach eine besondere Herausforderung für das Team von Bau-Trans Ungarn. Gemeinsam mit der Straßenbehörde wurden mehrmals Streckenprüfungen durchgeführt. Aufgrund der Größe und des Gewichtes des Transportes mussten Schilder demontiert, Bäume geschnitten und Brücken unterstützt werden.

313 Tonnen schwere Transformatoren

Drei Großtransformatoren mit Stückgewichten von bis zu 313 Tonnen kamen im Februar mit dem Hochseeschiff aus China nach Konstanza, Rumänien und von dort über die Donau und die Theiß nach Tape, Ungarn. Sie wurden über denselben Weg wie die Generatoren mit SPMT über die RoRo-Rampe nach Mako gebracht. Einer wurde am Umschlagplatz auf eine Seitenträgerbrücke geladen. Die beiden anderen Transformatoren kamen mit den neuen 24-Achs Goldhofer THP/FT, davon 12 Achsen mit einem erhöhten Biegemoment, nach Mintia. Der gesamte Transport war 60 Meter lang, 5 Meter breit und 5,5 Meter hoch und hatte ein Gesamtgewicht von 466 Tonnen.

Fundamentstellung beim Kraftwerk

Fünf der sechs Schwerkomponenten – Generatoren und Transformatoren – wurden von den Experten des Felbermayr-Bereiches Engineered Solutions direkt nach der Anlieferung auf die Fundamente verbracht. Die beiden Generatoren für die Gasturbinen mussten mit einem 500-Tonnen-Hubgerüst auf einen 10-achsigen 4-file SPMT umgeladen und damit zum Fundament gebracht werden. Mittels Hubgerüst und einer Fahrbahn aus 36 Laufmetern Schiene erfolgte die Fundamentstellung.

Der Generator für die Dampfturbine konnte bei der Ankunft noch nicht auf das Fundament gestellt werden, da dieses noch nicht fertiggestellt war. Daher wurde er mittels Hubgerüst entladen und zwischenzeitlich auf einer Lagerfläche abgesetzt. Die Fundamentstellung erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt.

Die beiden Transformatoren für die Gasturbine wurden mit einem 24-achsigen Tieflader auf der Baustelle angeliefert. Anschließend wurde der Schwertransport unter dem Hubgerüst positioniert. In weiterer Folge wurden die Trafos mittels 400-Tonnen-Verschubsystem zum Fundament geschoben und mit vier 150 Tonnen Kletterpressen auf dem Fundament abgesetzt. „Als zusätzliche Herausforderung mussten die Mitarbeiter von Engineered Solutions eine drei Meter breite Grube zwischen Entladestelle und Fundament mit Stützen und Trägern überbauen“, schildert Niedermair-Auer die großartige Leistung seiner Kollegen aus Krefeld.

Der Transformator für die Dampfturbine wurde mittels Hydraulik der Seitenträgerbrücke auf den Verschubträgern abgesetzt. Um den Trafo in Endposition zu schieben, musste noch ein Träger der Seitenträgerbrücke ausgebaut werden. Dann wurde er mit der Verschubbahn auf das Fundament geschoben und mit Stufenhebern abgesetzt.

Multimodale Kompetenz

„Dank unserer multimodalen Kompetenz – auf Straße, Wasser und Schiene – sowie unserem europaweiten Netzwerk, konnten wir dieses komplexe Projekt erfolgreich abschließen“, sagt Peter Stöttinger, Geschäftsführer der Felbermayr Transport- und Hebetechnik: „Wieder einmal haben wir gezeigt, dass wir auch großen logistischen Herausforderungen gewachsen sind.“

Bis 2026 wird das Kohlekraftwerk Mintia in ein Gas- und Dampfkraftwerk umgebaut. Mit einer installierten Leistung von 1.700 Megawatt wird es bei seiner Inbetriebnahme das größte seiner Art in der Europäischen Union sein.

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